Niedriglöhne und Perspektivlosigkeit

Die Schattenseiten von New Work

Die Niedriglohnquote betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2014 21,4 Prozent (Niedriglohn bedeutet weniger als 10 Euro in der Stunde) . Die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung beziffert den Anteil derer, die in prekären Arbeitsverhältnissen leben mit 12,3 Prozent. In dieses Bild passen die Berichte über die kontinuierlichen Versuche den gesetzlichen Mindestlohn zu umgehen. Der Anteil der Unternehmen, die keinem Tarifvertrag unterfallen ist ebenfalls kontinuierlich gestiegen.
Es gibt also genügend Befunde, die einem beim Betrachten der Arbeitsbedingungen Sorgenfalten auf die Stirn treiben.

Um so mehr wundert es, dass immer wieder Bilder in bunten Farben von der schönen, neuen Arbeitswelt an die Wand gemalt werden. Immer wieder ist von den Wissensarbeitern die Rede, die auf Augenhöhe ihre Arbeitsbedingungen aushandeln können und hochmotiviert ihr Privatleben in ihre Arbeit integriert haben oder umgekehrt. Voller Begeisterung wollen sie sich spätestens alle zwei Jahre in einem neuen, anspruchsvollen Projekt mit einem global agierenden, virtuellen Team engagieren. Digitalisation Evangelists preisen die Segnungen der modernen Technologie und würden am liebsten schon Grundschülern den Katechismus der Programmierung beibringen.
Wo soll denn die schöne, neue Arbeitswelt herkommen? Gibt es zukünftig keine Profitorientierung mehr? Wenn heutzutage schon der Leistungsdruck immer mehr zunimmt, warum sollte er dann plötzlich wieder abnehmen? Wer will denn ernsthaft behaupten, dass die zunehmende Verwischung von Arbeits- und Privatsphäre von den Beschäftigten auf Dauer als motivierend empfunden wird?
Wer kann überhaupt seriös etwas über die Arbeitsbedingungen - und damit auch die Lebensbedingungen - der Zukunft vorhersagen? Selbst der Blick in die nächsten zehn Jahre offenbart schon viele Unwägbarkeiten.
Also müssen wir zunächst von der aktuellen Lage ausgehen und dafür sorgen, dass sich die gegenwärtigen Defizite nicht noch mehr vergrößern. Das wäre die Mindestforderung.