Montag, 15. Oktober 2018

Die Generation Z ist im Anmarsch

Hoffentlich geht es dann nicht wieder bei A los

Noch sind die mythischen Erzählungen über die Generation Y nicht verstummt, taucht schon die nächste Schimäre am Horizont auf: die Generation Z. Das sind die um und kurz nach der Jahrtausendwende Geborenen. Allerdings scheint bei den Trend-Gurus die Phantasie zu schwächeln. Es wird das aufgegossen, was schon zur Generation Y gesagt wurde. "Die junge Generation zeichnet sich durch Internationalität, Vielsprachigkeit, interkulturelle Kompetenz, Engagement, Offenheit und Sensibilität für Andersdenkende, Ehrgeiz und digitale Fähigkeiten aus" so zitiert brand eins eine Daimler Personalerin. Wie bei der Generation Y werden Eigenschaften, die nur auf eine Teilmenge dieser Generation zutreffen, wahrscheinlich sogar auf eine ziemlich geringe, der ganzen Generation zugeschrieben. Die Fülle der Zuschreibungen der Daimler-Kollegin dürften noch nicht einmal auf die Mehrzahl der aktuellen AbiturientInnen zutreffen. Was ist mit denen, die kein Abitur machen und denen, die nicht über ein Hauptschulniveau hinauskommen?
Selbst wenn man nur den in den Medien vorkommenden Teil dieser Generation betrachtet, kann einem die ketzerische Frage kommen, warum sollten diese jungen Leute für Arbeitgeber so interessant sein? Auch wenn der brand eins Artikel in dem üblichen positiven Sound geschrieben ist, gibt er doch einige Hinweise, die man kritisch deuten kann.
"Die Generation Z ist nicht rebellisch....Es ist ja alles erlaubt. Sie lassen sich gerne umsorgen...In einer Welt, in der sich alles schnell verändert, suchen sie nach Sicherheit......Etwas sinnvolles tun, flexibel arbeiten, Verantwortung in Projekten tragen....Chef werden eher nicht."
Der Inhaber einer Werbeagentur wird zitiert: "Sie haben hohe Erwartungen, viel Geld, viel Freizeit, viele Zusatzleistungen..."   Trotzdem spendiert er seinen Mitarbeitern nach der Probezeit erstmal einen Trip in eine Stadt ihrer Wahl. Wenn man die ansonsten üblichen Arbeitsbedingungen in der Werbebranche betrachtet, schon fast ein exotisches Verhalten.
Wir haben es also mit verhätschelten Kids zu tun, die hohe Ansprüche haben und erwarten, dass sich die Arbeitswelt nach ihren Wünschen richtet, um es ebenfalls plakativ zu formulieren. Sie sind mehr auf ihren Vorteil bedacht und werden, genau wie die Generation vor ihnen, die Arbeitswelt ebenfalls nicht revolutionieren.
Insofern kann es auch nicht verwundern, dass die Unternehmen selbst ihre Hochglanz-Personalmarketingsprüche und -aktivitäten, mit denen sie die jungen Leute ködern wollen, in der Realität kaum einlösen. Was nützen flexible Arbeitszeiten und Home-Office, wenn durch Leistungsdruck die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben immer mehr verwischen? Wie passen befristete, Teilzeit- und spärlich honorierte Jobs für sogenannte Wissensarbeiter in Wissenschafts-, Medien- und Werbebereichen in dieses Bild? Und wo ist schließlich die in den Medien ebenfalls viel beklagte Generation Praktikum geblieben? Haben die jetzte alles lukrative Top-Jobs gefunden?
Wir stellen fest: eine in den Medien hochstilisierte Generation trifft auf eine in den Medien schön geredete Arbeitswelt. Kann das gut gehen? Es funktioniert irgendwie - weil die Realität Gott sei Dank, oder leider, anders aussieht.


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