Mittwoch, 28. März 2018

Wann ist eine Personalabteilung innovativ? Teil 2

Wenn sie sich auf eine ihrer ursprünglichsten Aufgaben besinnt, die nach meiner Prognose in Zukunft (wieder) eine ihrer wichtigsten wird:

Die Personalbetreuung

Allein der Begriff ist mittlerweile so verpönt, dass ihn kaum ein Personaler mehr in den Mund nimmt, um nicht als rückständig verschrieen zu werden. Ich kannte einen Personalleiter, für den war "Kümmerer" die Bezeichnung für rückwärtsgewandte Personalleute und die sich "um die Mitarbeiter kümmernde Personalbetreuung" eine überkommene Funktion. Keine Wunder, dass sein Lieblingsspielzeug die Strategische Personalplanung war.
Dabei rührt nach meinem Eindruck das nicht so tolle Image, das Personalabteilungen zuweilen bei den Beschäftigten haben, genau daher, dass die das Gefühl haben "nicht gut betreut" zu werden.
Betreuung heißt nicht, die Beschäftigten mit ausgeklügelten formalen Prozessen zu traktieren. Es bedeutet auch nicht, die Führungskräfte mit wuchtigen Performance-Management- oder sonstigen Systemen zu beschäftigen.
Zur Betreuung gehört aber, dass die Mitarbeiter persönliche Ansprechpartner haben, die ihnen bekannt sind und zu denen sie auch mit ihren Anliegen kommen. Das geht über ein Hotline-Angebot hinaus. Wohlgemerkt, sogenannte Employer-Self-Service Funktionen sind sinnvoll, um formale Routinen zu bewältigen. Und auch eine Service-Hotline für die Beschäftigten sollte heute state of the art sein. Das ersetzt aber nicht die kompetenten Personalbetreuer, die sich um die Beschäftigten kümmern,
um sie bei ihrer beruflichen Entwicklung zu beraten,
um sie in bestimmten Lebenssituationen, wie Elternzeit, längerer Krankheit o.ä. zu unterstützen,
um gegebenfalls bei Konflikten mit Führungskräften zu vermitteln,
um die Führungskräfte zu beraten und zu begleiten,
um bei Disziplinarfällen eine angemessene und arbeitsrechtlich vertretbare Massnahme zu finden.
Gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung dürfen die Beschäftigten nicht mit ihren Prozessen und Workflows alleingelassen und einem seelenlosen Diktat von Kennziffern ausgesetzt werden. Sie brauchen das Gefühl persönlich angenommen zu werden. Das müssen in erster Linie die Führungskräfte vermitteln, aber auch die Personalabteilung muss sich dieser Anforderung stellen. Sie ist die einzige Funktion, die übergreifend die Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern vermitteln und ausgleichen kann.
Wie soll HR people connected sein oder die Rolle als culture agent ausfüllen, wenn nicht durch agile
Personalbetreuung im beschriebenen Sinn? Wenn dazu noch die Einstellung kommt Business Partner zu sein und die Personaler ihre Funktion selbstbewußt in der Organisation vertreten, dann sind sie für New Work gerüstet.

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