Dienstag, 29. Juli 2014

Management und Bergsteigen - Wenn Vergleiche keine sind

Es werden immer wieder mehr oder minder bildhafte Vergleiche bemüht, um zu zeigen, worauf es in Management oder Personalführung ankommt. Ich habe hier schon über die Untauglichkeit geschrieben, die Führungssituation in einer Armee oder in einem Orchester mit der in einem Unternehmen zu vegleichen. Auch der Sport - besonders beliebt: Fußball - muss immer wieder für Analogien herhalten. Nun bemüht Fredmund Malik, selbst begeisterter Alpinist, in seinem neuen Buch den Vergleich zwischen Management und Bergsteigen: Wenn Grenzen keine sind. Management und Bergsteigen.

Nun kann man auf einem gewissen Abstraktionsniveau alles miteinander vergleichen. Auch zwischen den Anforderungen und Voraussetzungen für erfolgreiches Managements und denen für erfolgreiches Bergsteigen gibt es Parallelen. Doch sobald man tiefer in die jeweiligen Spezifika einsteigt, werden die Vergleiche schwieriger. Malik nutzt seinen Vergleich, um eine bestimmte Haltung zur und ein bestimmtes Verständnis von Leistung deutlich zu machen: "Nur das Ziel ist das Ziel...." Es zählt nur, wenn man den Gipfel erreicht. Wer das Ziel nicht erreicht, aus welchen Gründen auch immer, hat verloren oder versagt. Erklärungen für das  Nichterreichen werden nur noch mit einem bedauerndem Achselzucken zur Kenntnis genommen. (s. meinen letzten Post dazu) Wenn man den Vergleich zwischen Management und Bergsteigen für einen Ratgeber zur Erreichung von Höchstleistungen und kontinuierlicher Leistungssteigerung heranzieht, muss man sich allerdings über einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Disziplinen im Klaren sein. Der Bergsteiger kann selbst entscheiden, ob er einen Achttausender besteigt oder ober ihm ein Sechstausender reicht. Die meisten Manager und insbesondere alle, die sogenannten Ziel - Vereinbarungen folgen müssen, haben in der Regel keine Möglichkeit die vorgegebenen Zielgrößen zu reduzieren. Vogel friß oder stirb oder in Malikscher Diktion: "Ein nicht erreichter Gipfel zählt nicht." Damit macht er sich zum Propheten eines immer mehr ausufernden Leistungsdruckes. Jedes Ziel ist zu erreichen, man braucht nur die richtige Einstellung und die richtige Vorbereitung.
Ich will hier keineswegs gegen Leistung polemisieren. Nur wenn eine ordentliche Rendite kontinuierlich gesteigert werden soll und das fast nur durch Erhöhung des Drucks auf die Mitarbeiter möglich ist, sollte man ein Fragezeichen machen. Ebenso wenn zum Beispiel die Personalbemessung immer hinter dem für den gewünschten Output eigentlich notwendigen Mass hinterherhinkt.
Es ist davon auszugehen, dass Herr Malik diese Praktiken nur zu gut kennt. Mit seinen Ratschlägen liefert er auch eine Rechtfertigung dafür.

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