Natürlich nicht! Werden sie kopfschüttelnd oder vielleicht sogar empört antworten. Sie haben noch nie einen ihrer Mitarbeiter angeschrien. Sie pflegen das Prinzip der offenen Tür - wenn sie denn da und nicht in irgendeiner Besprechung sind. Sie setzen sich in der Pause auch mal zu ihren Leuten und wissen, wer welchen Lieblingsverein hat.
Aber sie sind schon froh, dass sie einen reservierten Parkplatz auf dem Firmengelände haben? Noch schöner wäre es, wenn sie den noch mit ihrem Kennzeichen markieren dürften, wie die Bereichsleiter. Hat es sie nicht gewurmt, dass ihre Stelle noch keine Prokura hat, die vergleichbare im Einkauf aber schon?
Selbstverständlich geht es dabei nur um die Stelle. Es kommt darauf an, dass die Stelle in der Organisation auch die ihr in ihren Augen zustehende Wertigkeit hat. Haben sie nicht am Abend des Tages, als sie in den Kreis der Leitenden Angestellten berufen wurden, mit ihrer Frau ein Gläschen Sekt getrunken und voller Stolz berichtet, dass sie nun im Casino zu Mittag essen dürfen? Wie haben sie sich erst gefreut, als sie den Firmenwagen in Enpfang nehmen durften. Sie haben sich aber auch geärgert als ihre Stelle nach der letzten Organisationänderung plötzlich im Organigramm eine Stufe tiefer angesiedelt war, obwohl sich doch sonst nichts geändert hat.
Was hat das mit autoritärem Verhalten zu tun? All die geschilderten Verhaltensweisen sind statusgetriebene Reaktionen. Statussysmbole wiederum repräsentieren den Staus, den Rang, in der Hierarchie. Sie vermitteln damit auch die Amtsautorität, die mit ihrer Position zusammenhängt an die Umgebung. Sie haben noch nichts mit der eigentlichen Leistung zu tun, mit der sie ihre Aufgabe ausfüllen. Je mehr sie diese Amtsautorität vor sich hertragen und vor allem für die Durchsetzung ihrer Führungsuafgabe nutzen und sie nicht durch personale Autorität, desto autoritärer handeln sie. Und darüber müssen sie sich im klaren sein: desto autoritärer werden sie auch von ihren Nachgeordneten empfunden.
Natürlich ist das Streben nach Status und auch nach Statussymbolen nur allzu menschlich. Letztendlich sind Statussysmbole in einem gewissen Sinne auch Zeichen der Anerkennung. Darüber kann und darf man sich freuen. Nur muss die Inanspruchnahme dieser Sysmbole zur Dokumentation der Amtsautorität mindestens in selben Maße auch durch personale Autorität gedeckt sein. Eine Organisation sollte sich von Zeit zu Zeit fragen, wie es mit diesem Verhältnis in ihrer Hierarchie aussieht. Je mehr die Beschäftigten die personale Autorität wahrnehmen, desto weniger empfinden sie die Hierarchie als autoriär - klingt paradox, ist aber in Organisationen sehr leicht feststellbar.
Also fangen sie mal vorsichtig an, die alten Zöpfe bei den Staussymbolen abzuschneiden. Das tut den Betroffenen zwar weh, erzeugt bei den Bechäftigten aber eine positve Wirkung. Einer der uns das immer wieder konsequent vormacht, ist Papst Franziskus. Welche Wirkung hat er mit dem Tragen seines ortophädischen Schuhwerks erzeugt und damit, dass er seine alte Aktentasche selbst in die Hand nimmt? Das kann sich auch ein Kirchenferner zum Vorbild nehmen.
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