Vergangene Woche noch: Human Resources im Niedergang? (mein Post vom 7.7.)- heute das Gegenteil? Ich habe mir auch verwundert die Augen gerieben, als ich in der Onlineausgabe des Human Resources Manager (HRM) am 15.7. las, dass "Personalmanager heute vermehrt "auf Augenhöhe" mitgestalten und maßgeblichen Einfluß auf die Ergebnisse des Unternehmens haben....Sie unterstützen die Teambildung im Vorstand aktiv mit.....Idealerweise ist dazu das Personalressort selbst im Vorstand vertreten." Nachdem ich hier immer mal wieder das Gejammere der HR-Leute kritisiere, freue ich mich natürlich über die positive Botschaft und ich wünsche, dass möglichst viele Personaler den Artikel lesen und daraus vielleicht Selbstbewußtsein tanken.
Doch so einfach wird das nicht. Der Artikel hat einen kleinen Nachteil: Die dort vermittelteten Erkenntnisse werden leider in keiner Weise erklärt oder begründet. Woher die Autorin sie nimmt, läßt sich nicht erkennen. Es geht in dem Artikel darum, dass die Rolle der CEO's im Umbruch ist. Sie setzen immer mehr auf den Teamgedanken und "ihre Aufgabe als Mitarbeiterförderer". Diese Aussage wird im wesentlichen mit einer Untersuchung von zwei Beratungsunternehmen gestützt, die sich mit dem Thema Führung in Familienunternehmen befasst. Darüberhinaus aber gibt es keine fundierten Erklärungen, warum sich jetzt plötzlich im Verhalten von Topmanagern ein derartiger Wandel vollziehen sollte. Konnte man doch gerade in der jüngeren Vergangenheit in verschiedenen Medien, u.a. FAZ am Sonntag, ZEIT, Berichte lesen, die, an bekannten Beispielen orientiert, das genaue Gegenteil beschrieben haben: Vorstandschefs, die im Laufe ihrer Karriere eher ihr Ego verstärkt haben als den Blick für das Team. Und was hat es mit der Aufgabe des Mitarbeiterförderers auf sich? Wenn das Ergebnis nicht in Ordnung ist, kommen sofort Personalreduzierungen in die Diskussion, wie uns aktuell einige durchaus nicht unprofitable Unternehmen zeigen.
Zu der Rolle von HR im Unternehmen: Die von mir im o.a. Post zitierte Zahl, dass es nur in 7 von 30 DAX-Unternehmen einen Personalvorstand gibt, ist der Autorin des Artikels offensichtlich auch entgangen. Wie immer man das interpretiert, ein Indiz dafür, dass die Personalmanger heute vermehrt "auf Augenhöhe" mitgestalten, ist es nicht unbedingt.
So ist der Artikel ein gutes Beispiel dafür, mit wieviel heißer Luft gerade in Veröffentlichungen zu Managementthemen geschrieben wird. Da wird aus den Unzulänglichkeiten der Realität ein positiver Gegenentwurf gestrickt - was durchaus ja löblich ist - dieser aber gleich, gespickt mit einigen Beraterzitaten, zum Trend ausgerufen. Man kann's ja mal versuchen, vielleicht wir ja einer draus.
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