Montag, 7. Juli 2014

Human Resources im Niedergang?

"Mitarbeiter sind zweitrangig" betitelte die ZEIT irreführend einen ganzseitigen Artikel über die angebliche Bedeutungslosigkeit des Personalwesens (Nr. 27/26.6.14). Ausgangspunkt für diese Headline war die Tatsache, dass es beispielsweise nur in 7 von 30 DAX-Unternehmen einen Personalvorstand gibt. Namhafte Konzerne, wie Siemens, schaffen die Personalfunktion im Vorstand ab. Der um einen markigen Spruch nie verlegene Thomas Sattelberger sieht darin gar ein Symbol für den "Niedergang der Personalfunktion".
Ganz abgesehen davon, dass man daraus noch keine Geringschätzung der Mitarbeiter ableiten kann, ist es auch kein Menetekel für das Personalwesen insgesamt. Welcher Vorstand bildet schon 1:1 alle Unternehmensfunktionen ab? Da ich ja selbst Personaler bin, ist mir bewußt, dass ich damit manchen ärgere. Gewiß würde es die Bedeutung unseres Ressorts unterstreichen, wenn es durch ein eigenes Vorstandsmitglied vertreten würde aber ist es ein Grund in Gejammere und Selbstmitleid auszubrechen wenn das nicht derFall ist? Ich kenne keine andere Unternehmensfunktion über die so negativ berichtet wird, wie über HR. In keinem dieser Berichte fehlt es aber an Kronzeugen aus den Personalabteilungen selbst, die mit selbstquälersicher Gewißheit die eigene Zunft schlecht reden. Verzeihen sie mir - bescheuerter aber kann man Eigenmarketing nicht betreiben. Beispiel gefällig: "Wer Karriere machen will, studiert etwas anderes. Die Besten gehen nicht in den Personalbereich." Zitat Sattelberger aus dem o.a. Artikel. Diesen Spruch habe ich von ihm und von anderen KollegInnen immer wieder gehört. Was sollen die Absolventen, die man als Mitarbeiter gewinnen will, denken, wenn schon die eigenen Vertreter von ihrem Fach so reden? Wenn sie sich mit diesem Satz selbst als zweite Wahl darstellen? Selbstbewußtsein ist etwas anderes. Abgesehen davon: woran wird denn hier festgemacht, wer "die Besten" sind? An den Abiturnoten, an den Examensnoten, an bestimmten Fächerkombinationen?
Neben der sofortigen Beendigung des Jammerns und Selbstmitleids ist eine unvoreingenommene Standortbestimmung notwendig, um zu einem neuen Selbst-Bewußtsein zu kommen. Dazu gehören zwei Erkenntnisse:
Die Personalabteilung ist keine Führungsersatzabteilung. Die Verantwortung für die angeblich wichtigste Ressource im Unternehmen tragen die Führungskräfte. HR ist nicht zuständig für "das Personal". HR muss aber den ganz wichtigen Beitrag leisten und alles dafür tun, dass diese in der Lage sind ihre Kernfunktion, das Führen, im Sinne des Unternehmenserfolgs richtig auszuüben. Daraus muss sich auch der strategische Anspruch ableiten. Aber in Form von inhaltlich fundierten Fragen und nicht als die immerwährende Klage "Wir wollen mehr strategisch arbeiten".
Eine Kernkompetenz von HR ist die Administration. HR kann sich nicht auf administrative Aufgaben zurückziehen aber wir müssen uns als die Profis auf diesem Feld profilieren und auch darstellen. Damit haben wir im Unternehmen eine echtes Alleinstellungsmerkmal. (S. dazu auch mein Post vom 18.6.) In dem wir selbst diesen Teil unserer Arbeit nich mehr geringschätzen, verbessern wir auch sein Image im Unternehmen. Spätestens wenn es dann um Personalabbau geht, muss alles was mit Personaladministration zusammenhängt wieder reibungslos funktionieren.
Wenn wir diese beiden Gesichtspunkte konsequent und selbstbewußt durchdenken, kommen wir auch wieder zu einem angemessenen Rollenverständnis.




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