Was bedeutet das? - am kühnen Beispiel des Flüchtlingsproblems
Das Problem: Vor der griechischen Grenze und auf den Inseln begehren Tausende von Flüchtlingen Einlaß nach Europa. Das Problem muss dringend gelöst werden.Ein schnelle Lösung wäre, dass Deutschland vorangeht und in einem ersten die bereits von den Grünen vorgeschagenen 5000 Flüchtlinge ins Land läßt. Parallel dazu könnte man versuchen in Europa einige gutwillige Mitstreiter zu finden, die ebenfalls noch einige Tausend aufnehmen. Das würde Erdogan etwas Wind aus den Segeln nehmen und ihm signalisieren, dass seine Druckmöglichkeiten begrenzt sind. Zeitgleich müsste man mit ihm verhandeln und ihm finanzielle Hilfen anbieten, aber mit der Auflage, seine kriegerischen Handlungen in Syrien einzustellen. Das würde möglicherweise auch den zusätzlichen Zustrom von Flüchtlingen aus diesem Gebiet bremsen.
So könnte ein, zugegebenermaßen laienhafter, Vorschlag für ein Vorgehen aussehen.
Mir geht es hier auch nicht darum einen Lösungsvorschlag für das Flüchtlingsproblem zu machen. Dieses Beispiel läßt sich allerdings auch auf viele Managementsituationen übertragen.
Wie verhält sich die deutsche Politik? Sie setzt weiter nur auf Abschottung, ignorierend, dass dadurch das Problem in keiner Weise gelöste wird. Der Vorschlag 5000 Flüchtlinge ins Land zu lassen wurde mit dem Hinweis auf eine europäische Lösung abgelehnt, wohl wissend, dass die in weiter Ferne ist.
Das kennen wir aus "Problemösungsprozessen" in Organisationen nur zu gut. Ein kurzfristig möglicher erster Schritt zur Lösung eines Problems wird zerdiskutiert mit dem Argument, dass eine "umfassendere Gesamtlösung" notwendig sei. Mit der Folge, dass zunächst nichts passiert. Es wird irgendwie eine Möglichkeit gesucht, den Status Quo zu verlängern. Wenn das gelungen ist, wird es als "Lösung" verkauft.
In der Tat ist es ja oft sehr schwierig oder gar unmöglich eine (schnelle) Lösung für ein Problem zu finden. Nochmal zum Beispiel Flüchtlinge: Oft ist ja eine aktuelle und dringende Problemsituation nur die Folge des ursprünglichen Problems. Das eigentliche Problem sind ja nicht die Flüchtlinge vor den Toren Europas, sondern die Gründe aus denen sie ihre Heimat verlassen müssen. Gerade die werden dann gerne als Rechtfertigung genommen, warum es wenig Sinn mache, den Füchtlingen zu helfen.
Wieviele Vertriebskräfte oder auch Marketingleute rechtfertigen fehlende Verkäufe mit irgendwelchen "Markteinflüssen"? Natürlich gibt es immer wieder "schwierige Märkte". Aber dann muss man auch die eigenen Probleme offen ansprechen können, die man damit hat.
Dem steht allerdings die Aufforderung, lösungsorientiert zu sein, anstatt problemorientiert, im Wege.
Um lösungsorientiert zu sein, muss man erst einmal problemorientiert sein. Zunächst muss ich mich ernsthaft und ehrlich mit dem Problem beschäftigen. Und wenn dieses nicht kurzfristig lösbar ist, muss ich das akzeptieren. Aber ich kann das nicht als Begründung dafür hernehmen, zunächst einmal gar nichts zu tun. Ich kann trotzdem nach Vorgehensschritten suchen, um vielleicht einer Lösung näher zu kommen. Dabei muss ich auch offen kommunizieren, dass das möglicherweise nur über das Prinzip "Trial and Error" geht. Auch dabei ist der Spruch von der Lösungsorientierung hinderlich.
In einer komplexen Umwelt wäre es wesentlich lösungsorientierter sich von der krampfhaften Lösungsorientiertheit zu verabschieden und sich pragmatischem Vorgehen zu öffnen.
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