Das kommt uns doch bekannt vor
So titelt die Tageszeitung (Mannheim Morgen, 10.3.) über den Start der Kommissionspräsidentin. "Bisher hat von der Leyen vor allem Fragen aufgeworfen, Antworten haben wir noch nicht so viele." so wird ein Brüsseler Insider zitiert. "Vor lauter Ergeiz, nur ja innerhalb der ersten 100 Tage Weichen zu stellen, blieb nur Zeit für den großen Rahmen." heißt es in dem Artikel weiter. Dazu passt, dass sie im Inneren gegenüber ihren Mitarbeitern den Druck erhöht. Sie sei bisher "eine Ankündigungsmeisterin, die schöne Überschriften für politische Projekte geliefert habe."Fairerweise muss man erwähnen, dass der Artikel auch über erfolgversprechende Initiativen berichtet. Und man muss auch zugestehen, dass jemand in einem solch komplexen Job innerhalb von 100 Tagen noch nicht viel bewegen kann.
Dennoch kommt uns dieses Strickmuster bekannt vor. Auch viele Manager, die einen neuen Job antreten, verhalten sich ähnlich. Dutzende neue Ideen, die zuweilen auch nicht wirklich neu sind, erhöhter Leistungsdruck für die Mitarbeiter und natürlich kühne strategische Entwürfe. Das alles gepaart mit mehr oder weniger versteckten Hinweisen auf die Versäumnisse der Vorgänger.
Warum geht es nicht eine Nummer kleiner? Auf der Basis einer soliden Bestandsaufnahme einen realisierbaren Plan aufstellen und den konsequent umsetzen, verbunden mit der ehrlichen Kommunikation, was geleistet werden muss und was in welcher Zeit geleistet werden kann. Stattdessen wird umgehend ein vollmundig betiteltes Projekt aufgesetzt, wohl wissend, dass in Folge der üblichen Alltagshektik in einem halben Jahr eh niemand mehr danach fragt und man es dann mit Hinweis auf irgendwelche höheren Mächte stillschweigend wieder begraben kann. Mit diesem Aktivismus werden auch geschickt die kritischen Fragen nach dem Erfolg vernebelt. Im Falle von Politikern gibt es wenigstens noch kritische Medien, in vielen Organisationen passiert das nicht mehr. Wenn die Zielvereinbarungsprämie fließt, ist die Welt in Ordnung.
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