Mittwoch, 22. Juli 2015

"Management ist tot" ???

Da hat die Sprücheklopfmaschine des Management-Zeitgeistes wieder ein schönes Schlagwort hervorgebracht. Mit ihm reist Herr Niels Pfläging durch die Lande und erklärt die "klassische" Unternehmensführung "von oben nach unten" für tot. Angesichts von Komplexität versagen Planung und Steuerung und alle daraus abgeleiteten Systeme. Ein Gedanke, der mir durchaus nicht unsympathisch ist, innsbesondere, wenn er sagt "Performance Management und Management by Objectives, wie wir es kennen, sind so tot wie Management selbst." Dem ersten Teil des Satzes folge ich gerne, nur dem zweiten und dem, was Herr Pfläging als Alternative präsentiert, muss ich die Gefolgschaft versagen.

Er fordert die Abkehr von individuellen Zielen, schlägt stattdessen "sogenannte relative Ziele" vor mit denen Teams - klar, was denn sonst - sich mit dem Markt mit anderen Teams und mit ihrer vergangenen Leistung vergleichen können. Daraus entsteht dann eine selbstregulierende Organisation, die "nicht planerisch sondern marktorientiert und selbstgesteuert" arbeitet (nach HRMonline 2.7.). Ohne Team scheint es nicht zu gehen in der schönen neuen Managementwelt. Offensichtlich führen diese Teams sich selbst, geben sich die relativen Ziele selbst und haben keine Probleme die Komplexität des Marktes zu verarbeiten. Es muss auch nicht sichergestellt werden, dass die Teamziele dem Gesamtziel der Organisation entsprechen und die Teammitgkieder sind so weise, dass sie nicht auf die Idee kommen, ihr Team zu optimieren ohne Rücksicht auf die im Prozeß vor- oder nachgelagerten Teams. Mit all diesen lästigen Details beschäftigt sich Herr Pfläging nicht - jedenfalls nicht in dem zitierten Interview (und auch nicht in anderen, die ich von ihm gelesen habe). Kurioserweise führt er als Beispielunternehmen, in denen so etwas schon funktioniert, Aldi an. Wo sieht er in diesem Unternehmen selbstregulierende Teams? Eine Aldi-Filiale beispielsweise ist das genaue Gegenteil davon. Alles wird präzise vorgegeben, vom Produkt über den Preis bis zum genauen Regalplatz. Und welches Sonderangebot ab Montag gilt, wird sicher nicht erst spontan am Freitagnachmittag der Vorwoche entscheiden. Ein Mindestmaß an Planung und Steuerung scheint es also auch in diesem Unternehmen zu geben. Und die Entscheidungen - das Wort kommt bei ihm anscheinend nicht vor - werden bei Aldi  sicher nicht von Teams getroffen - sondern vom "Management".
Performance Management, Zielvereinbarungssysteme - egal ob für Individuen oder für Teams, Strategien, diese Instrumente verlieren angesichts von Komplexität ihre Wirkung, da hat Herr Pfläging recht. Aber das bedeutet nicht den Tod des Managements. Im Gegenteil, Management, verstanden als Führungskompetenz, wird in dieser Situation dringend gebraucht., vor allem in Form von Entscheidungs- und Verantwortungsfähigkeit.

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