Montag, 13. Oktober 2014

Lesen sie diesen Post während der Arbeitszeit?

Dann seien sie vorsichtig- sofern sie nicht bei Bosch arbeiten. Wenn sie in einer Firma arbeiten, in der die private Nutzung des Internets oder private Telefongespräche nicht erlaubt sind, wie nun bei Bosch, dann könnten sie möglicherweise Ärger mit dem Chef bekommen. Sie können ihr Gewissen allerdings damit beruhigen (und meine Eintelkeit befriedigen), indem sie vorgeben, sie lesen das aus beruflichem Interesse.
Im Ernst - ich habe mir verwundert die Augen gerieben, als ich las, dass "beim Bosch", wie die Schwaben sagen, nun private Mails und Telefonate erlaubt sind. War das vorher verboten? Wenn ja, wie wurde es kontrolliert und, vor allem, wie sanktioniert? Offensichtlich ja, denn begründet wird die Massnahme mit der Erleichterung der Vereinbarung von Beruf und Familie. Die armen Bosch-Beschäftigten waren wohl vorher während der Arbeitszeit von ihrem privaten Umfeld isoliert, um sich ganz ihrer Arbeit widmen zu können. Vielleicht haben die Vorgesetzten ja bisher morgens die privaten Handys eingesammelt, um sie in den Pausen und nach Feierabend wieder auszuhändigen. Die Bosch-Leute werden sich über die neue Regelung sicher sehr freuen.

In dem Artikel des Mannheimer Morgen, der darüber berichtete, werden auch noch andere Firmen erwähnt, die die private Nutzung des dienstlichen IT-Equipments regeln. Ein namhaftes Chemieunternehmen aus der Region erlaubt das private Surfen auf dem Dienst-PC "ausnahmsweise und in geringem Umfang in der Pause". Warum muss es überhaupt solche Regelungen geben? Das Einzige, was in diesem Bereich klar und eindeutig geregelt werden muss, sind Sicherheits- und Datenschutzaspekte. Die hier angessprochenen Vorschriften haben aber damit nichts zu tun. Sie entspringen der vertrauten Misstrauenshaltung, der unverantwortliche Mitarbeiter könne seine wertvolle Arbeitszeit mit der Suche nach der günstigsten Urlaubsreise verplempern. Also müssen wir ihm vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Dass es eigentlich Aufgabe der Führungskräfte ist, einzuschätzen, ob die Mitarbeiter ihren Job ordentlich erledigen, wird dabei vergessen. Und schon haben wir wieder eine Führungskrücke eingeführt.
Dazu passt, dass die IG Metall eine Anti-Stress-Verordnung fordert. Stress ist ein derart komplexes Phänomen, dass man sich nicht vorstellen mag, wie man dagegen eine Verordnung erlassen könnte und wie diese aussehen mag. Keine wie auch immer fomulierte Verordnung kann die Führungskräfte von ihrer Verantwortung zur Sensibilität den Mitarbeitern gegenüber entlasten - auch wenn denen das dann Stress macht.

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