Montag, 10. März 2014

Mythos Generation Y

Das Phänomen Generation Y irrlichtert munter weiter durch die Medienlandschaft. Eine einundreißigjährige - also Angehörige dieser Generation - Wirtschaftsredakteurin der ZEIT bekam von ihrer Zeitung die Gelegenheit die Essenz ihres neu erschienen Buches (wörtliches Zitat) in einem ganzseitigen Artikel darzulegen (Ausg. Nr 30, 27.2.). Untertitel des Artikels: Wie die Generation Y die Berufswelt verändert und warum alle von diesem Wandel profitieren.
Der Artikel versammelt in schöner Form die Klischees, die man allenthalben zur Generation Y liest: "Wir sind nicht faul. Wir wollen arbeiten. Nur anders.
Mehr im Einklang mit unseren Bedürfnissen. Wir lassen uns im Job nicht versklaven.....Wir suchen Sinn, Selbstverwirklichung und fordern Zeit für Familie und Freunde.... usw." Hatte meine Generation - zu welchem Buchstaben gehören wir eigentlich? - als Nach-68er diese Visionen nicht auch? Wir haben uns beispielsweise bereits in den siebziger Jahren im Studium intensiv mit der damals aktuellen Bewegung der Humanisierung der Arbeitswelt beschäftigt. Wir haben sie aber auch kritisch hinterfragt. In dem ganzen Artikel findet sich nicht ein Hauch von kritischer Auseinandersetzung mit der schönen neuen Arbeitswelt. "In unserer Welt zerfließen die Sphären aus Arbeitswelt und Privatleben....." Dass mittlerweile auch Angehörige ihrer Generation gerade darüber klagen, insbesondere wenn sie in der Familienphase sind, bemerkt die Autorin offenbar nicht. Was erwarten die jungen Beschäftigten? "Jedenfalls keinen Dienstwagen, keinen Privatparkplatz.... Mit den alten Insignien der Macht können wir nichts anfangen...Sinn zählt für uns mehr als Status." Das wäre wirklich die erste Generation für die das gilt. Ich bin gespannt, wie sich diese Einstellung beim Marsch durch die Institutionen verändert.
Kennzeichnend für die Beliebigkeit mit der die Generation Y beschrieben wird sind diese beiden Zitate: "Selbstbestimmung ist das Statussymbol meiner Generation" aber "Die immerwährende Unsicherheit zwingt uns zur ständigen Anpassung" Wie will diese Generation die Arbeitswelt verändern?
Auf einen entscheidenden Knackpunkt weist die Autorin selbst hin. Das Klischee Generation Y trifft nur auf etwa ein Viertel der zwischen 1980 und 85 Geborenen zu. Das sind nämlich nur die, die über einen begehrten Hochschulasbchluß oder eine sonst gefragte Qualifikation verfügen. Viele anderen, u.a. auch Hochschulabsolventen weniger gefragter Fachrichtungen, müssen sich den Bedingungen der Arbeitswelt beugen. Sie haben kaum Chancen diese zu verändern - es sei denn in eine kritische Richtung, in dem sie zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptieren müssen. Das alles problematisiert die Autorin nicht. Ebensowenig einen entscheidenden Punkt: Die Arbeitswelt wird wesentlich durch die technologische Entwicklung verändert. In diesen Technologien sind die Angehörigen dieser Generation natürlich zu Hause, mehr wie ihre Vorfahren. Aber das ist die Gnade der späten Geburt und weniger bewußte Gestaltung. Viele Veränderungen in den Arbeitsbedingungen, gerade was die Flexibilisierung der Arbeitszeit angeht, sind schon lange vor der Generation Y in Gang gekommen. Auch hier ernten die jungen Leute zur Zeit noch mehr als sie selbst initiieren.
Der Titel des Buches heißt "Glück schlägt Geld" von Kerstin Bund, falls es ihnen versehentlich mal in die Hände fällt.




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