Es kommt auf Dich an, aber es hängt nicht von Dir ab.
Wenn sie meinen Post am Freitag schon gelesen haben: Ist Ihnen an diesem schönen Frühlingswochenende etwas dazu eingefallen? Natürlich was sie selbst betrifft. Zu der Kollegin oder dem Kollegen fällt einem ja sofort etwas ein, was die besser machen könnten.
Warum Fastenmotto? Für alle, die nicht christlich sozialisiert wurden oder es mittlerweile verdrängt oder vergessen haben: Wir haben im Moment Fastenzeit. Für Christen sind die sechs Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern die sogenannte Fastenzeit, in der sich einige vornehmen auf etwas zu verzichten. Nach einer Umfrage der GfK Marktforschung verhält sich allerdings eine Mehrheit von 86,6 Prozent genauso wie sonst auch.
Auch wenn man für christliche Traditionen sonst nicht viel übrig hat, könnte man den Grundgedanken des Verzichts auch einmal auf das eigene Verhalten im Arbeitsleben anwenden. In diesem Zusammenhang ist mir der obige Spruch aufgefallen. Gerade in einer Zeit, in der über zunehmende Arbeitsbelastung geklagt wird, in der die Zahl der Burn-Out-Erkrankungen ansteigt, kann dieser Satz bei der Selbstbesinnung helfen. Diesen Aspekt kann man im übrigen der Fastenzeit auch abgewinnen, wenn man nicht religiös ist: Wieder mehr zu sich selbst finden, sich nicht zu sehr fremdbestimmen lassen.
Der Spruch beschreibt nämlich auch ein wesentliches Prinzip organisatorischer Selbsterhaltung. Jede Organisation ist auf den Beitrag jedes einzelnen Mitglieds angewiesen. Ihre Existenz ist aber nicht vom einzelnen Mitglied abhängig. Es darf kein Schaden für ein Unternehmen sein, wenn ein noch so verdienstvoller Manager in den Ruhestand geht. Gerade das machen sich aber viele, insbesondere, je höher sie in der Hierarchie arbeiten, nicht bewußt. Auch wenn es für den ein oder anderen nach kapitalistischer Rücksichtslosigkeit klingt, kein Mensch darf in einer Organisation unsersetzlich sein. Das gilt für den Manager, für den Staatssekretär und den Chefarzt aber auch für alle anderen Beschäftigten.
Ich hatte einmal einen älteren Kollegen, Abteilungsleiter, der nach einem Herzinfarkt in die Erwerbsunfähigkeitsrente ging. Seine Stelle wurde nicht wieder besetzt und seine Abteilung mit einer anderen zusammengelegt. Der Mann hat das nie verwunden.
Das darf ihnen nicht passieren. Relativieren sie ihre Bedeutung, die sie im Unternehmen haben. Auch ohne sie wird es weiter existieren, vielleicht sogar erfolgreich sein. Ihr Engagement ist gut und notwendig aber der Laden wird auch ohne sie laufen. Wenn ihnen das klar ist, haben sie schon einen ersten Schritt gegen Burn-Out getan. Den Satz im Nachruf, dass ihre Lücke nur schwer zu schließen ist, können sie als Lobhudelei abhaken.
Vielleicht können sie ja unter diesem Gesichtspunkt der Fastenzeit doch etwas abgewinnen.
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