Mittwoch, 28. August 2013

Der ideale Mitarbeiter

Es gibt unter jüngeren, aufstrebenden Menschen offensichtlich einen neuen Trend: Selbstoptimierung. Selbstoptimierer sind Leute, die aus ihrem Dasein das Maximum herausholen wollen, die jede Phase ihres Lebens optimieren wollen. Wie soll ihnen das gelingen? Indem sie alles was sie tun und lassen kontrollieren, messen, überwachen. Das tun sie mit Hilfe zahlreicher Überwachungsinstrumente, die die moderne Technologie bspw. in Form von Apps für das Smartphone zur Verfügung stellt. Sie können ihren Tag lückenlos dokumentieren, damit sie am Abend analysieren können wieviel Zeit sie wofür verbraucht haben. Alle Funktionen des Körpers, die irgendwie quantitativ erfasst werden können, werden gemessen, kontrolliert und können somit optimiert werden. Effizienz ist alles. Doch wer setzt die Ziele? Wer gibt mir vor, wo für mich das Optimum liegt? Diese Sinnlücke der auf reine Quantität beschränkten Selbstoptimierer ist die ideale Schnittstelle für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter über Leistungsgrößen steuern wollen. Da auch für den Selbstoptimierer wie für das Unternehmen Produktivität über alles geht, braucht man nur die entsprechenden Key Figures vorzugeben und der Selbstoptimerer wird alles daran setzen, sie zu erreichen. Mehr noch, er wird auch seine übrige Lebensgestaltung darauf ausrichten, dass seine Arbeit möglichst produktiv ist. Das Ganze läßt sich auch gut mit etwas internem Wettbewerb verbinden, denn wer sein Leben auf Zielgrößen ausrichtet, möchte auch gegenüber den Kollegen die besseren Ergebnisse erreichen. Wenn das Unternehmen dann noch, wie es etliche schon tun, den Beschäftigten auch gleich noch die Möglichkeiten anbietet sich fit zu halten oder auch zwischendurch mal zu "entspannen", dann läßt sich das Leben effizient gestalten. Arbeit und Freizeit lassen sich optimal kombinieren.
Zitat eines Anbieters von digitalen Selbstmanagementprogrammen im ZEIT-Magazin (Nr. 33): "Das Ziel jedes Einzelnen muss sein, mehr zu schaffen, produktiver zu werden. Der Arbeitsmarkt ändert sich, Unternehmen werden effizienter, Menschen werden durch Maschinen ersetzt."
Es müßte doch ein Leichtes sein, aus all den ermittelten Leistungsgrößen des Körpers dann auch zu errechnen, wann der Burn-Out fällig ist.

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