In einem Ort in der Nähe von Heidelberg hat ein Rentner aus Wut über die Nebenkostenabrechnung in der Eigentümerversammlung um sich geschossen und zwei Anwesende getötet. Der Mann ist Mitglied in einem Schießsportverein. Reflexartig taucht in den Medien die Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze auf. Nahezu automatisch folgt eine Diskussion der Befürworter und Gegner dieses Vorschlags bis er nach meist kurzer Zeit wieder aus der Öffentlichkeit verschwindet. Ein ähnliches Verhaltensmuster findet sich auch in Betrieben. Das klassische Beispiel: Das Ergebnis verschlechtert sich. Es müssen Massnahmen definiert werden, damit sich die Situation wieder verbessert. Reflexartig kommt ein Kostensenkungsprogramm auf die Agenda. Genauso reflexartig finden sich in diesem Programm die Senkung der Personalkosten und der Reisekosten. Nun können Reflexe durchaus positive Reaktionen sein. Wenn wir reflexartig bremsen, um einen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug zu vermeiden. Genauso ist es natürlich sinnvoll im Zusammenhang mit einer Ergebnisverbesserung die Kosten zu überprüfen. Reflexartiges Handeln ist aber das Gegenteil von systematischem und planvollem Management. Darum gehen die wenigsten Kostensenkungsprogramme einher mit einer gründlichen Prozeß-, Produkt- und/oder Marktanalyse. Geredet wird zwar sehr überzeugend davon aber von einer konsequenten Umsetzung ist nachher wenig zu sehen. Insofern ist hier die Parallele zur Diskussion um das Waffengesetz. Konsequenter ist man in der Regel mit der Anpassung der Personalkosten. Da wird schnell mal eine Stelle eingespart. Das läßt sich auch schön vorzeigen und ist leicht nachzuweisen. Die Arbeit wird nachher schon irgendwie bewältigt Reflexe haben den Vorteil, dass sie vor allem schnell in Erscheinung treten. Und schnelle Reaktionen sind heute in Unternehmen gute Reaktionen. Hauptsache man ist schnell mit einer Idee oder einem Vorschlag auf dem Markt. Das gibt erstmal Pluspunkte. Ob das fundiert ist oder später auch wirkungsvoll durchführbar, ist sekundär. Der Vorstand ist die nervtötende Diskussuion mit den Leitenden Angestellten über innereuropäische Businessclassflüge eh bald leid und damit erreichen auch die Reisekosten langsam aber sicher wieder das Niveau vor dem Kostensenkungsprogramm.
Darum: vor dem nächsten Ergebnisverbesserungsprogramm, erstmal ein Anti-Reflex-Training.
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