Ich habe mich hier schon einmal zu Beurteilungssystemen ausgelassen und auf ihre Rolle als Führungskrücke hingewiesen. (Okt. 12) Hier nun ein Beispiel, wie man es nach meiner Meinung nicht machen sollte. Im letzten Jahr hat die Firma Unilever ein Beurteilungssystem flächendeckend ausgeweitet, das mit drei Stufen plus einer Zwischenstufe auskommt. Die Stufen sind durch Farben gekennzeichnet: A, High Potentials bekommen die Farbe Grün. B, die den Anforderungen gerecht werden sind weiß, es sei denn, sie laufen Gefahr zu Low Performern zu werden, dann erhalten sie die Farbe Gelb. Die Low Performer selbst sind, wie könnte es anders sein, rot. Gepriesen wird das Instrument als klar und transparent. Das ist es ohne Zweifel. Der Einfachheit halber könnte man den MitarbeiterInnen noch entsprechende Mützen in den jeweiligen Farben verpassen. Dann wäre schon von außen klar erkennbar, wer wohin gehört.
Möchten Sie als Mitarbeiter so beurteilt werden? Würde es ihnen gefallen, wenn all ihre Fähigkeiten, ihre Leistungen auf eine Farbe reduziert werden?
Wann wird man von weiß ("farblos") zu grün oder gar gelb oder rot? Wie ist das definiert? Sehr wahrscheinlich steckt durchaus ein differenziertes Formular dahinter - das dann nachher auf drei Kategorien reduziert wird. Auf der Basis der subjektiven Einschätzung des Vorgesetzten. Gerade die Plakativität dieses Verfahrens verstärkt die Kritik, die schon an herkömmliche Systeme zu adressieren ist. Es ist zu vermuten, dass der Trend zur positiven Beurteilung, den es bei jedem Beurteilungsverfahren dieser Welt gibt, hier besonders ausgeprägt sein wird. Wer schätzt sich schon als blass, weiß ein?
Wie paßt eine derartiges System zur Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern? Das ist für mich der gravierendste Kritikpunkt. Die Reduzierung der Individualität der Mitarbeiter auf eine Farbe, auf eine Kategorie. Das paßt zu unserer Key-Figure-Kultur. Alles muß möglichst auf eine Zahl - in diesem Fall Farbe - zugespitzt werden.
Sehr wahrscheinlich wird sich auch das Vergütungssystem nach der Farbskala richten.
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