Die FAZ vom 12.12. hat einen Artikel mit dem Zitat überschrieben "In Deutschland führen die Falschen". Sie beruft sich dabei auf die Kollegen vom Bundesverband der Personalmanager, die "die häufigsten Fehler identifiziert haben, die bei der Besetzung von Führungspositionen gemacht werden". Als da wären: die bevorzugte Beförderung von Fachleuten, von besonders durchsetzungsstarken Personen oder von denen, die am längsten dabei sind.
Das Phänomen, dass in vielen Fällen der beste Fachmann (oder auch die beste Fachfrau) befördert wird, hat in hierarchischen Organisationen eine lange Tradition. Es hat seine Wurzeln im Handwerksbetrieb, wo der Meister noch derjenige ist, der alles am besten weiß. Es ist dann im Rahmen der Industrialisierung offensichtlich mitgewachsen und hält sich auch in großen Unternehmen, wo es natürlich völlig fehl am Platz ist. Es kommt aus dem Gefühl, der Chef muß es besser wissen, er muß die Antwort auf alle Fragen haben. Da Fachwissen die für die Außenstehenden "greifbarste" Kompetenz ist, wird es auch bei Beförderungen am schnellsten als Begründung herangenommen. Und da die, die befördern nach diesem Prinzip oft auch mal die besten Fachleute waren, wird dieser Beförderungsgrund nicht so schnell auszurotten sein. Es muß auch nicht nicht grundsätzlich falsch sein, einen guten Fachmann in eine Personalverantwortung zu entwicklen. Auch ein Fachmann sollte lernfähig sein und gewisse Verhaltensweisen, die zu Führung gehören, kann man lernen. Ich bezweifle allerdings, ob bspw. die stetige Verteuerung von Großprojekten - in dem Artikel wird die Preissteigerung beim Stuttgarter Hauptbahnhof auch auf Führungsfehler zurückgeführt - so eindimensional mit Führungsfehlern begründet werden kann. Natürlich, irgendwann hat eine Führungskraft eine möglicherweise falsche Entscheidung getroffen und damit kann man es als Führungsfehler kennzeichnen.
Aber wenn wirklich viele Fachleute führen, sollten die wenigstens in der Lage sein "handwerkliche" Fehler zu vermeiden.
Schlimmer scheint mir sowieso der zweite Beförderungsgrund zu sein, dass nämlich die Durchsetzungsstarken besser und schneller weiter kommen. Wobei diese Art von Durchsetzungsstärke oft mit starker Eloquenz und ausgeprägter Extrovertiertheit gepaart ist. Gewiß sind auch diese Eigenschaften für eine Führungskraft notwendig. Nur müssen auch noch andere Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften dahinterstecken. Wenn eine Person von ca. Ende 30 schon vier verschiedene
Karrierestationen hinter sich hat und nun in einer größeren Führungsverantwortung ist, kann sie unmöglich längerfristigen kontinuierlichen Erfolg und auch Durchhaltevermögen in Durststrecken vorweisen. Da werden die Stationen des Lebenslaufes als solche schon zum Erfolgsausweis ohne auf die Substanz zu schauen. Wenn da noch nicht mal Fachkompetenz dahintersteckt.......
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