Confirmation Bias, ein Begriff aus der Kognitionspsychologie, beschreibt das Verhalten, Informationen so zu suchen, auszuwählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen (nach Wikipedia). Es werden die Fakten gesucht, die die eigene Hypothese bestätigen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein individuelles Phänomen sondern gerade in kollektiver Form entfaltet es in Unternehmen eine beträchtliche Wirkung. Da wird eine umfangreiche organisatorische Veränderung im Rahmen eines Projektes durchgeführt. Nach Abschluß des Projektes werden von den verantwortlichen Initiatoren - wenn es hoch aufgehängt war, z.B. vom Vorstand - nur die Fakten gesucht, zur Kenntnis genommen und auch zugelassen, die die positive Wirkung des Projektes bescheinigen. Diese unheilvolle Dynamik wird noch durch den Hierarchieeffekt verstärkt, dass noch oben sowieso nur selektiv kommuniziert wird. Nun kann man eine organisatorische Veränderung nicht schon nach einem halben Jahr wieder kippen. Aber nach einem angemessenen Zeitraum wäre es schon sinnvoll, eine "schonungslose" Bestandsaufnahme zuzulassen. Das Schlimme ist, dass dieser Confirmation Bias bereits in der Planungsphase von Projekten einsetzt. Sobald klar ist, dass der zuständige Hierarch oder das entsprechende Gremium das Projekt will, fängt der Bestätigungsprozeß an. Selten wird dann noch eine offene, kritische Diskussion zugelassen. Wer dann noch kritisiert landet in der Ecke der Bedenkenträger. So kann es passieren, dass Veränderungsprojekte oft schon zu Beginn fehlgeleitet werden.
Das hängt damit zusammen, dass es in vielen Unternehmen keine oder nur eine wenig ausgeprägte Irrtumskultur gibt. Es fällt vielen Managern schwer einen Irrtum zuzugestehen. Fällt es dem einzelnen Vorstandsmitglied schon schwer einzugestehen, dass er sich geirrt hat, ist es für das gesamte Vorstandsgremium nahezu unmöglich. Man muß sich die gewundenen Formulierungen anhören, die aus solchen Kaschierungsversuchen entstehen. Aber auch die nachgeordneten Manager tun sich schwer, ihren Leuten gegenüber zuzugeben, dass sie sich mal geirrt haben. Das könnte ja an der Autorität kratzen.
Gefördert wird der Bestätigungseffekt noch durch die Fraktion der Radfahrer, die es in jeder Organisation gibt. Um einen möglichst guten Eindruck beim Chef zu hinterlassen, wird sofort jede Idee, die dieser von sich gibt mit Beifall bedacht.
Besonders ausgeprägt scheint der Effekt auch in ideologisch ausgerichteten Organisationen zu sein. Bei kritischen Meinungen kann man dort sofort verdächtigt werden, nicht mehr die herrschende Glaubensrichtung zu vertreten.
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