Sonntag, 10. Januar 2021

Führungstrends 2021

Was man schon im Januar wieder vergessen kann

Es klingt wie das Horoskop einer Illustrierten, was springerprofessional als Führungstrends für 2021 propagiert:
 
Digital Leadership
Eigenverantwortliche Teams
Achtsame Führung
Vertrauen statt Micromanagement
Krisenmanagement ist interne Kommunikation 

Und natürlich werden sie durch Corona gewaltig beschleunigt. Es gibt allerdings einen Unterschied zu den Horoskopen. Die sind oft so formuliert, dass jedes spätere Ereignis irgendwie doch noch zu der Prophezeiung passt. Was die Trends achtsame Führung, Vertrauen und interne Kommunikation angeht, kann man jetzt schon prophezeien, dass auch Corona auf diesen Gebieten nichts beschleunigen wird. Von Trend kann also keine Rede sein.
Gerade lesen wir, dass es offensichtlich noch genügend Chefs gibt, die Home Office nicht fördern oder zulassen, obwohl es möglich wäre, weil sie befürchten, die MitarbeiterInnen arbeiten nicht genug. Wie lange werden diese sogenannten Trends schon herbeigeredet? Selbst Digital Leadership ist nicht mehr taufrisch.
Wir müssen eher befürchten, dass das, was sich hinter Digital Leadership verbirgt noch mehr zur Entpersonalisierung von Führung beitragen wird. Wenn es einen Trend gibt, dann diesen: Führung wird sich von der Person der Führungskraft weg auf ein ganzes Arsenal von digitalen Instrumenten verlagern.
Was mit Führungskrücken wie Beurteilungssystemen angefangen hat, wird mit Tools wie Workplace Analytics fortgeführt.
Achtsame Führung, Vertrauen und Kommunikation kommen dabei wahrscheinlich noch mehr unter die Räder. Bei dieser Art von Führung wird es nur noch darum gehen, die Leistungserbringung zu optimieren. Damit das gelingt, soll sie möglichst unabhängig von Personen installiert werden. Die Arbeit wird vom Workflow diktiert.
Eine zweite Version dieses Trends kommt unter dem Etikett der Selbstbestimmung daher. Diese steht nur scheinbar im Gegensatz zur vorher erwähnten. Mt Hilfe eines detaillierten Netzes von Kennzahlen, die von der digitalen Technik in Echtzeit zur Verfügung gestellt und mundgerecht aufbereitet werden, können/müssen die auch schon privat an Self-Tracking gewöhnten WissenarbeierInnen ihre Leistung selbst optimieren. Als Bonbon können sie Zeit und Ort ihrer Arbeit großzügig selbst bestimmen. 
Die oben proklamierten Trends sind also zunächst nichts weiter wie fromme Wünsche.
 
 

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