Mittwoch, 19. Juni 2019

Auch ohne Hierarchie gibt es Probleme

Interessante Erfahrungen eines Berliner Start Ups

In der Ausgabe 4/19 von brandeins steht ein offensichtlich ehrlicher und damit interessanter Artikel des Geschäftsführers des Berliner Start Ups Career Foundry. Er beschreibt seine Erfahrungen mit einer möglichst flachen Hierarchie und weitgehender Beteiligung der Beschäftigten an allen möglichen Entscheidungen. Eine Zeit lang hat man wohl sogar versucht, Gehaltserhöhungen in einem kollektiven Abstimmungsprozeß zu regeln. Hier einige Zitate:
"Alles soll transparent sein und in der Gruppe entschieden werden - und doch gibt es viel Getuschel." er nennt das "Crowd-Lobbying".

"Ich hatte angenommen, die Erfahrenen im Team würden eine Art natürliche Führung übernehmen. Das passierte aber nicht, weil die Unerfahrenen alles infrage stellten...."
"Die Junioren, die zu uns kamen, wollten keine Verantwortung übernehmen, weil sie gar nicht wirklich wussten, was zu tun ist."
"Als wir dann die Struktur änderten, kam heraus, dass viele unglücklich gewesen waren."
Auch wenn ich schon die Schmährufe der besserwisserischen Teambuilder höre, was man hier alles mit den richtigen Tools hätte besser machen können, sollte eins an diesem Beispiel klar werden: Hierarchie ist keinesfalls die Mutter aller Probleme beim menschlichen Miteinander in Organisationen. Wer versucht, sie zu weit zu reduzieren oder gar ohne sie auszukommen, schafft sich neue Probleme ohne die alten zu lösen. Nebenbei: das zitierte Unternehmen hat weniger wie hundert Beschäftigte.
Die Diskussion um Hierarchie verdeckt nur die dahinter stehende Frage nach der Führung. Zuerst muss ich ein Verständnis von wertschätzender Führung entwickeln, dann kann ich über organisatorische Themen reden.

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