Freitag, 15. März 2019

Was wurde aus TQM?

Erinnert sich noch jemand an Total Quality Management?

Angesichts der Meldung, dass es noch nie so viele Rückrufaktionen für Autos gegeben hat, wie im vergangenen Jahr, muss einem diese Frage kommen. In den neunziger Jahren haben wir mit großem Engagement und durchaus auch mit Überzeugung Total Quality Management im Unternehmen eingeführt. Das große Vorbild hieß Toyota, das Ziel "Null Fehler". Der Ansatz, systematisch Fehler zu vermeiden, und auch die Art und Weise mit Fehlern umzugehen, kann man durchaus positiv sehen. Was man kritisch sehen muss, ist der Formalismus, mit dem das einherging. Wir haben uns damals dem Europäischen Qualitätsmodell (EFQM) "unterworfen". Es wurden TQM-Beauftragte installiert (Mit der bekannten Folge: "Jetzt haben wir einen, der sich um Qualität kümmert, dann brauche ich es nicht mehr") und umfangreiche Zertifizierungsprozeduren absolviert, die letztlich den beuaftragten Beratern mehr Profit gebracht haben als dem Unternehmen. Pikanterweise schlitterte das Unternehmen anschließend in die schlimmste Krise seiner Geschichte. Die wäre zwar auch ohne TQM gekommen, aber dass TQM dann vergessen war, ist nicht verwunderlich. Vergessen scheint es offensichtlich auch in der deutschen Autoindustrie. Gerade dort wurde damals auch dem Toyota-Modell nachgeeifert. Was ist davon geblieben?
Vielleicht ist man auch dort zu schnell wieder anderen Heilslehren nachgelaufen, ohne die eine zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Das fördert bei den Beschäftigten nur Gleichgültgkeit und Change-Resistenz. Wenn dann noch Zeit- und Kostendruck dazukommen, bleibt die Qualität auf der Strecke.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen