Donnerstag, 27. Dezember 2018

Gibt's Helene Fischer wirklich?

Da ihr Schicksal im Moment in aller Munde ist, erlaube auch ich mir einen Abstecher auf dieses Thema. Ich habe mir die Verlautbarung zu Gemüte geführt, die Frau Fischer im Internet anläßlich ihrer Trennung verbreiten ließ. Je mehr ich von dem, für diesen Anlaß doch recht umfangreichen Text las, desto verwunderter rieb ich mir die Augen. Mir war vorher gar nicht klar, wie toll eine solche Trennung doch sein kann. Die Zeit mit dem nun Ex war toll, der Ex selbst war toll und aus der Trennung geht eine wunderbare Freundschaft hervor. Beachtlich auch mit welcher Souveränität Herr Silbereisen mit der Trennung umgeht. Den neuen Partner von Frau Fischer hält er selbstverständlich auch für einen tollen Kerl. Der Text war so gestylt, wie Frau Fischer bei ihren Auftritten, alles glatt, makellos, ohne Falten, Ecken oder Kanten. Die Trennungsstory präzise choreografiert wie eine Show. Auch die weniger schönen Seiten des Lebens werden weggeschminckt und mit dem glitzernden Licht der Diskokugel kaschiert. Kann das wirklich echt sein? Auch wenn wir im postfaktischen Zeitalter leben, wollen wir nicht so weit gehen und die Existenz von Frau Fischer anzweifeln und sie uns als Rolle vorstellen, die ja nach Situation von identisch gestylten jungen Frauen gespielt wird. Das wäre wahrlich die perfekte Show.
Wir brauchen aber nicht über das Showgeschäft zu lästern. Wenden wir uns stattdessen wieder unserem angestammten Metier zu. Wieviel Show erleben wir in den Selbstdarstellungen aus Unternehmen in den einschlägigen sozialen Netzwerkplattformen. Man möge sich einmal die Posts beispielsweise auf Linkedin ansehen. Wieviel Schulterklopferei wird da von den Beschäftigten betrieben. Alles great, great work, super team. Welche Prahlerei müssen wir uns oft - auch im privaten Umfeld - von den beruflichen Erfolgen anderer Gesprächsteilnehmer anhören. Und da wir gerade die Weihnachtszeit hinter uns haben. Welche Selbstgefälligkeit begegnet uns in Weihnachtsrundbriefen, die von manchen Mitmenschen an große Mailverteiler verschickt werden.
Da können wir Frau Fischer gegenüber Nachsicht walten lassen. Etwas Show gehört überall dazu.
Falls sie noch einen Neujahrsvorsatz brauchen: wie wär's mit etwas mehr Demut im neuen Jahr.

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