Wenn ja, warum?
Die ZEIT hat sich in ihrer Jahresrückblicksausgabe mit der Frage beschäftigt, wie sich die arbeitende Bevölkerung fühlt. Dazu wurden 1000 erwerbstätige Menschen quer Beet durch alle Beschäftigtengruppen befragt. Kritisch könnte man dazu anmerken, dass die Ergebnisse einer so breit angelegten Befragung doch sehr allgemein sind. Rückschlüsse auf sicher vorhandene Unterschiede in Branchen oder bestimmten Beschäftigtengruppen sind auf Grund der geringen Fallzahlen nicht mehr möglich.Am wichtigsten ist über 80% der Befragten, dass sie sich bei der Arbeit wohlfühlen. Über 60% geben auch an, dass dem so ist. Dass der Wohlfühlfaktor eine so große Rolle spielt, ist allerdings nicht überraschend oder eine neue Tendenz. Das haben ähnliche Befragungen in der Vergangenheit auch schon gezeigt. Auch die Höhe des Entgeltes hat gewöhnlich nicht die Bedeutung. Danach hat die ZEIT erst gar nicht gefragt. Der Wunsch nach der langfristigen Sicherheit des Arbeitsplatzes landete in dieser Umfrage auf Platz zwei. Das Wohlfühlen am Arbeitsplatz dürfte allerdings entscheidend mit diesem Punkt zusammenhängen. Ist der Arbeitsplatz gefährdet, läßt das Wohlsein bei der Arbeit ziemlich rapide nach.
Die in den Medien vielfach geschürte Angst vor Arbeitsplatzverlusten in Folge der Digitalisierung scheint bei den Befragten allerdings noch nicht angekommen zu sein. Über 60% schätzen die langfristige Sicherheit ihres Arbeitsplatzes als zufriedenstellend ein.
Etwas überraschend ist die geringe Bedeutung, die die Ausgestaltung der Arbeitszeit offensichtlich für die Beschäftigten spielt. Die Wichtigkeitswerte zu diesen Fragen liegen unterhalb der 40%-Grenze. Dazu passt, dass auch betriebliche Angebote zu körperlicher Fitness oder gesunder Ernährung nicht für wichtig gehalten werden.
Nachdenklich machen muss, dass für 80% das Wohlfühlen bei der Arbeit wichtig ist, aber nur gut 60% dieses Empfinden auch haben. Was ist mit den übrigen? Fühlen die sich nicht wohl? Und wenn ja, warum? Was ist mit denen, denen es möglicherweise egal ist? Sind das die, die innerlich gekündigt haben?
Dazu gibt die Befragung leider nichts her. Auch wenn das Wohlfühlen durch die individuellen Erwartungen der Beschäftigten beeinflußt sein dürfte, kann man zwei entscheidende Faktoren ausmachen: das Verhalten der Vorgesetzten und das Verhältnis unter den Kollegen. Wobei auch letzteres in gewissem Maße durch das erste beeinflußt wird.
Wertschätzende Führung schafft die Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter sich wohlfühlen können. Das ziehen diese jedem noch so gut gemeinten "Rahmenprogramm" des Arbeitgebers vor. Nun scheint es Unternehmen zu geben, die nach der Devise handeln "Die Leute sollen sich nicht wohlfühlen, die sollen was schaffen. Schließlich werden sie dafür bezahlt." Wobei die Bezahlung gerade bei diesen dann nicht so üppig ausfällt. Sie sollten vielleicht einmal einen Blick auf ihren Krnakenstand oder die Fluktutionsrate werfen. Die sind vielleicht nicht so toll - und die Leistungsbereitschaft der Leute auch nicht.
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