Weil Führung sich in Unternehmen anders legitimiert.
Zunächst ist es notwendig den Demokratiebegriff zu präzisieren. Ich verstehe ihn in der Tat eng. Im Sinne der im politischen Raum bewährten Praxis für eine Problemlösung eine Meinungsbildung herbeizuführen und diese durch eine Abstimmung zu entscheiden. Diese Meinungsbildung vollzieht sich in einer speziellen Institution (Parlament) durch dafür gewählte Mandatsträger.In der Diskussion über Demokratie in Unternehmen wird der Begriff zuweilen in Richtung "Partizipation" - ohne wiederum genauer anzugeben, was gemeint ist - aufgweicht. Wohl auch weil man sich bewußt wird, wie schwierig das ist mit der Demokratie im Betrieb.
Warum ist es schwierg? Weil nach meiner Ansicht ein Grundproblem umschifft wird. Bei der Organisation eines Staates geht es um das Gemeinwohl der Bürger, die darin leben und um die Existenzsicherung des Staates als Ganzes, was wiederum auch zur Sicherheit der Einwohner beiträgt. Insofern muss auch versucht werden, bei den Entscheidungen, die dazu notwendig sind, eine breite Meinungsbildung bei den Betroffenen herbeizuführen. Um das effizient zu organisieren, gibt es Wahlen und Parlamente mit gewählten "Volksvertretern". Diese beziehen ihre Legitimiation aus der Wahl durch eine Mehrheit.
In einem Unternehmen geht es zunächst nicht um das Gemeinwohl der darin Beschäftigten. Die nicht wenigen, beispielsweise genossenschaftlich organisierten Ausnahmen, bestätigen nur die Regel. Investoren stellen Kapital bereit für das sie auch einen Ertrag erwarten. Die Investition legitimiert ihren Einfluß auf die Organisation. Diese Einfluß wirkt sich unter anderem auf die Auswahl der Führungskräfte aus, falls der Kapitalgeber nicht sogar selbst im Unternehmen tätig ist.
Von daher stehen demokratisch organisierte Entscheidungsprozesse von vornherein im Widerspruch zum Entscheidungsanspruch der Kapitalgeber.
Wenn man sich diesen Widerspruch vor Augen hält, dann mag man getrost mit verschiedenen Formen der "Partizipation" experimentieren. Es muss allerdings auch klar sein, wer die Verantwortung für die Entscheidungen trägt. Bekanntermaßen tun sich Kollektive oder "Mehrheiten" damit schwer.
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