Es ist kein Witz. In den USA - wo sonst? - gibt es offensichtlich einige Firmen, die CHO's beschäftigen. In manchen davon bezeichnet sich der CEO gleichzeitig auch als CHO. Das kann man noch einigermaßen nachvollziehen, wenn man die Aufgabenbeschreibung etwas weiter faßt. Schließlich ist der CEO ja durchaus auch für das Wohlbefinden seiner Beschäftigten und auch dem der Kunden zuständig. Es gibt aber auch Unternehmen, in denen es tatsächlich die Funktion des CHO gibt. "Sie sieht sich dafür verantwortlich, die Organisation glücklich zu machen", wie es einer von ihnen sagt. (zit. nach Sonntagszeitung, 1.3.) Zu den Aufgaben gehört es, Feiern, Trainings, Events und ähnliche Aktivitäten am Arbeitsplatz zu organisieren. Auch bei Google gibt es einen CHO. Dort ist das Bemühen, das Glück der Mitarbeiter herbeizuorganisieren ja offensichtlich schon an der Einrichtung zu erkennen.
Es fällt einem schwer angesichts derartiger Berichte nicht in boshafte Bemerkungen über amerikanische Managementmethoden zu verfallen. Wie naiv muss denn jemand sein, so mag man fragen, der einen grinsenden Mitarbeiter schon für glücklich hält? Google will den "glücklichsten, produktivsten Arbeitsplatz auf der Welt schaffen." wie es ein Sprecher des Unternehmens ausdrückt. Damit ist klar gesagt, worum es geht, nicht um das Glück der Mitarbeiter sondern um das der Firma. Die Mitarbeiter sollen möglichst produktiv arbeiten zum Wohl der Firma. Und das tun sie am besten, wenn sie selbst glücklich sind. Das alles ist durchaus legitimes Bestreben eines Unternehmens. Wenn es auch noch gelingt, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich die Beschäftigten wohl fühlen, ist das nur positiv zu werten. Doch man hält die Mitarbeiter schon für ziemlich naiv, wenn man versucht ihnen einzureden, sie seien allein schon deshalb glücklich, wenn sie bei dieser Firma arbeiten. Noch schlimmer für die Beteiligten ist es allerdings, wenn das Glücklichsein vorgegeben wird. "Wir wollen eine glückliche Firma sein und wir tun alles dafür, dass Du es auch bist. Dann sei auch gefälligst glücklich." Wenn ein Unternehmen das Glück seiner Mitarbeiter als verfügbares Gut ansieht, dann sollten vor allem die Mitarbeiter selbst hellhörig werden. Vor allem sollten sie es dann sein, wenn sie merken, dass die Happiness-Aktivitäten nur oberflächliche Gefühlswellness sind. Wenn der Chef ein Stinkstiefel ist, nützt auch die beste Arbeitsatmospähre nichts. Und die Chill-Lounge hat auch nur begrenzten Nutzen, wenn der Leistungsdruck kontinuierlich steigt.
Wenn ein Unternehmen sichere Arbeitsplätze, verläßliche, faire Arbeitsbedingungen und wertschätzenden Umgang bietet, dann leistet es sicher auch einen Beitrag zum individuellen Glück seiner Angestellten. Dann braucht es aber auch keinen CHO.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen