Wenn man die Diskussion um die Arbeit der Personalabteilungen in den einschlägigen Medien verfolgt, hat man zuweilen den Eindruck die Autoren versuchen ihren Kollegen von der Boulevard- und Regenbogenpresse nachzueifern. "HR im Niedergang", "HR im Aufwind", "HR im Vorstand unterrepräsentiert" und schließlich "Und Tschüss, HR" mit der Aufforderung die Personalabteilung am besten ganz abzuschaffen. Die Aussagen der Headlines gehen hin und her, oft allerdings mit einer deutlich kritischen Tendenz aber trotzdem nicht frei von Widersprüchen. Die inhaltliche Substanz der Beiträge, insbesondere in Online-Portalen geht oft auch nicht über das Niveau der Regenbogenpresse hinaus.
Immer wieder werden "Studien" zitiert, die in der Regel von Beratern stammen also interessengeleitet sind. Diese kolportieren das bekannt kritische Bild von der Personalabteilung - oder sollte man besser sagen: Klisschee - und schaffen damit eine Akquisitionsgrundlage für ihre Beratungsangebote. Die Personaler selbst interessieren sich nach meinem Eindruck teilweise wenig für die Diskussion oder fallen in die Klagelieder ein, indem sie ihre mangelnde Beteiligung an strategischen Entscheidungen kritisieren. Eine selbstbewußte Darstellung dessen, was Personalarbeit heute in den Unternehmen leistet auch und gerade in schwierigeren Unternehmenssituationen, findet nicht statt. Stattdessen flüchtet man sich - auch die sogenannte HR-Community selbst - in vollmundige Darstellungen der Herausforderungen an die Personalarbeit der Zukunft. Wenn andere einem nicht auf die Schulter klopfen, muss man es auch einmal selbst tun und dem Gejammere widerstehen.
Was ist denn mit dem vielgehörten Argument, CEO's wären von ihren Personalleuten enttäuscht, weil sie für sie keine Gesprächspartner "auf Augenhöhe" wären? Wieviele CEO's wollen das denn wirklich? Die meisten sind doch froh, wenn HR "läuft" und sie sich nicht um dieses Thema kümmern müssen, trotz aller vollmundigen Bekundungen über die zentrale Rolle der Mitarbeiter nach außen. Woran liegt es denn, dass in vielen HR-Bereichen die gleichen Themen in Mode sind, von der strategischen Personalplanung bis zu Employer Branding? Unter anderem auch daran, dass die Vorstände von ihren Personalchefs zu wenig fordern, passgenaue Lösungen für das eigene Unternehmen zu entwickeln anstatt sich irgendwelchen Modethemen hinzugeben. Aber natürlich auch daran, dass die Personalchefs umgekehrt ihre Vorstände zu wenig fordern und ihnen klare Aussagen über die Unternehmensstrategie und die daraus resultierenden Erwartungen an HR abverlangen. Das ist nicht nur Bringschuld der Personaler. Stattdessen reiten die lieber ihre Steckenpferde. So leben dann beide nebeneinander her. Nur wenn die Personalkosten gesenkt werden müssen, dann rückt HR auch wieder verstärkt in den Focus des Vorstandes und muss schnell und präzise liefern. Aber wenn alles vorbei ist, wird darüber nicht mehr so gerne geredet.
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