Wird da schon eine neue Sau herangezüchtet, die anschließend wieder mit großem Geheule durchs Dorf der Management- und Business-Schwadroneure getrieben wird?
Entschuldigen sie die Ausdrucksweise, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein als ich den Artikel in HarvardBusinessmanager online am 14.1. las. Unter der Überschrift "Und Tschüss, HR!" kommentiert ein gewisser Ram Charan "Die meisten Personalchefs liefern CEOs wenig Mehrwert. Zeit, die Personalabteilung aufzulösen und die Arbeit neu zu organisieren."
Er sieht das Defizit darin, dass es nicht gelingt, "den Personalbereich mit den Notwendigkeiten des echten Geschäftslebens zu verbinden". Das läge daran, dass die Personalchefs "prozessorientierte Generalisten sind, die sich bei Arbeitgeberleistungen, Gehältern und Gewerkschaftsfragen auskennen" und sich "auf interne Angelegenheiten wie Mitarbeiterbindung, Motivation und Probleme in der Unternehmenskultur konzentrieren". Abgesehen von der Frage, was denn das "echte Geschäftsleben" ist und warum Arbeitgeberleistungen, Gehälter und Motivation nicht dazu gehören, wird der plakativ verkürzte Sachverhalt - wie in der derartigen Berichterstattung üblich - nicht weiter erläutert. Stattdessen sieht der Autor das Heilmittel in Personalleitern, die aus operativen Funktionen kommen. Das ist an sich eine gute, wenn auch uralte Idee. Warum aber deshalb die Personalabteilung "als solche überflüssig ist" und die Funktion des Personalvorstandes abgeschafft werden soll, erschließt sich dem Leser nicht. Ganz ernst scheint es der Autor denn auch nicht zu meinen. Er macht nämlich dann den skurrilen Vorschlag die bisherige Personalabteilung in zwei Teile aufzuspalten: Der eine, den er HR-A nennt - A steht für Administration - beschäftigt sich mit Gehältern und Arbeitnehmerleistungen und ist direkt dem CFO unterstellt, der - und diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - "Entlohnung als Talentmagnet betrachtet unnd nicht nur als großen Kostenblock". Herr Charan hat offenbar nicht gemerkt, dass gerade das eines der Probleme ist, worüber sich die Personalleute mit ihren Vorständen auseinandersetzen und wofür gerade CFO's oft wenig Verständnis haben, insbesondere wenn wieder ein Kostensenkungsprogramm ansteht. Den CFO, der Engelt als Talentmagnet sieht, habe ich noch nicht kennengelernt. Den anderen Teil der Personalabteilung nennt er HR-LO - LO steht für Leadershig und Organisation - ordnet er dem CEO zu. Dieser soll das Können der Mitarbeiter verbessern - was immer das heißt. Wichtig ist ihm aber, dass dieser Bereich von jungen Talenten aus operativen Abteilungen geführt wird.
Apropos Abschaffung Personalvorstand: Es gehört zu dem Merkwürdigkeiten der Diskussion um die "Relevanz der Personalarbeit" (Zitat HBM), dass andernorts das Fehlen gerade dieser Funktion in vielen Vorständen beklagt wird.
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