Außer über die Arbeitsbelastung zu stöhnen gibt es schon noch einige Verhaltensweisen, die helfen können, sie erträglicher zu machen. Mit Ratschlägen zu diesem Thema ist es allerdings wie mit vielen Tips, sie klingen banal. Das ist die Gefahr, die in ihnen steckt. Der Leser oder Hörer winkt schon bei den ersten Worten ab: Nicht schon wieder, habe ich alles schon tausendmal gehört - und geht dann zur Tagesordnung über und wurstelt genauso weiter wie vorher. Also muten sie sich diese Banalitäten noch einmal zu aber machen sie sich auch Gedanken darüber und fragen sich, ob sie das in ihrer Arbeitssituation schon einmal erlebt haben.
Den Satz haben sie garantiert auch schon gehört: Nicht alles, was wichtig ist, ist dringend und nicht alles, was dringend ist, ist wichtig. Oder: Nicht blind in die Arbeit stürzen. Anfänger versuchen alles sofort, alles schnell und möglichst auch gleichzeitig und richtig zu machen. Das funktioniert nicht und führt auf direktem Weg ins Burn-Out. Das Bild vom Frosch, der so lange heftig in der Milch rudert, bis sie zu Butter wird und ihn damit vor dem Ertrinken rettet ist hier die falsche Lösung. Um im Bild zu bleiben: Auch wenn sie drohen in der Arbeit zu ertrinken, sortieren sie erst, ehe sie anfangen. Ich habe es regelmäßig erlebt, dass ein Thema, das gestern um 17 Uhr aus heiterem Himmel höchste Prio hatte, am nächsten Morgen um 10 Uhr schon wieder nebensächlich war. Lernen sie die Kunst des Liegenlassens. Dazu gehört auch das Hinterfragen von Aufträgen. Warum muss die Präsentation schon am Montag fertig sein, obwohl einige der benötigten Daten erst am Dienstag verfügbar sind und das Meeting am Freitag stattfindet?
Präsentationen: eine ganz üble Zeitfalle. Alle stöhnen über langweilige, schlecht gemachte Charts mit Zahlenfriedhöfen. Oder umgekehrt: nach dem Meeting machen sich die Teilnehmer über die perfekt gemachten und mit allen Animationstricks versehenen Charts des Beraters lustig. Darum beschränken sie sich auf das Notwendigste. Was auf ein Chart passt, sollte auch auf einem stehen und nicht auf fünf. Das spart ihnen und den Zuhörern Zeit. Insbesondere wenn sie vor dem Vorstand präsentieren. Je knapper, desto besser, Ausführlichkeit ist tödlich.
Werden sie sensibel dafür, wie ihr Chef tickt. Was ist ihm wichtig? Macht er alles dringend? Gebirt er jeden Tag eine neue Idee, die er zwei Tage später schon wieder vergessen hat? Oder hält er es selbst mit den Terminen nicht so genau und kommt dann auf den letzten Drücker mit seinen Aufträgen? Dann müssen sie aufpassen, vorausschauend mitdenken und eigeniniativ werden. "Wir müssen bis Freitag die Quartalszahlen abliefern. Können sie mir morgen schon mal ihre Unterlagen geben." Wenn der Chef nach dem Stand eines Auftrages fragt, hört man immer wieder Antworten wie: Ich bin noch nicht dazu gekommen, Ich hatte noch keine Zeit. Damit liefert man ihm erst recht Stichworte, um Druck zu machen. Besser wäre: Ich bekomme morgen noch die restlichen Daten, dann mache ich es fertig. Auch wenn das vielleicht etwas geflunkert sein sollte. Zur Vermeidung von Stress gehören taktisches Geschick und ein gesundes Selbstvertrauen dazu. Neben dem Hinterfragen eines Auftrages muss man auch sagen können, wann es zuviel ist oder wenn etwas nicht geht. Das aber nicht mit pauschalem Geschimpfe: Jetzt reicht's, was soll ich denn noch alles machen? sondern sachlich auf die schon vorhandene Arbeit und die mögliche Kapazität hinweisen.
Vorsicht aber bei Vorstandsaufträgen. Die haben in jedem Fall Prio 1. Da muss man nach der Devise handeln: Bei welchem Auftrag bekomme ich den wenigsten Ärger/entsteht der geringste Schaden, wenn ich ihn liegen lasse? Wenn sie mit der Frage in Stresssituationen gehen, geht es ihnen schon besser.
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