Montag, 10. Februar 2014

Manager unter Druck

Neben der Forderung gute Zahlen abzuliefern ist in den letzten Jahren immer mehr Druck dadurch entstanden, dass Manager mehr denn je im kritischen Blick der Öffentlichkeit stehen und sich in deren Augen und Meinung ordentlich verhalten müssen. Das Thema war der ZEIT den lesenswerten Leitartikel im Wirtschaftsteil der letzten Ausgabe vom 6.2. wert. Ausgehend von den Selbstmorden hochrangiger Manager in der jüngeren Vergangenheit wird die Situation vor allem von Top-Führungskräften beleuchtet.
Zitiert wird u.a. der Soziologe Eugen Buß, der eine Untersuchung in deutschen Vorstandsetagen durchgeführt hat. Danach haben Spitzenmanager bis in die 1990er Jahre weitgehend "in einer von der Außenwelt immunisierten Umgebung" gelebt. Heute müssen sie sich nicht nur nach ökonomischen sondern auch nach moralischen Gesichtspunkten bewerten lassen. Der Manager sucht und braucht Zustimmung auch von außen, bekommt sie aber nicht sondern muss sich erst einmal für sein von vielen als zu hoch empfundenes Einkommen rechtfertigen. Hinzu kommt, wie die Untersuchung aufzeigt, dass ein Drittel der befragten Manager bestätigt: "Wenn man stets nach moralischen Maximen handelt, kommt man nicht an die Spitze." Der scheidende Lufthansa Chef Franz beklagt sich darüber: "Die Schwächen von Menschen an der Spitze werden heute aufs Silbertablett gehoben......Wir sind zu einer Gesellschaft der Entrüsteten geworden....Wer will Führungsroboter und Teflon-Menschen, die keinerlei Ecken und Kanten mehr haben?"
Zugegebenermaßen tut man einem möglicherweise Unrecht, wenn man man ihn an einem Zitat festmacht. Aber dieser Satz bringt genau das Problem zum Ausdruck. Wo hört man hier Selbstkritik, wo spürt man Reflexion? Diese Eigenschaften gehen vielen Führungskräften offensichtlich verloren, je weiter sie in der Hierarchie aufsteigen. Sie glauben ihrer Umgebung permanent ihren Erfolg, ihre Fähigkeiten darstellen zu müssen. Wie oft erleben wir, dass fehlerhaftes Handeln, auch Versagen, von den Verantwortlichen schön geredet wird? Dass die Verantwortung auf Andere abgeschoben wird? Es ist klar, dass jemand in einer derartigen Situation enorm unter Druck steht: Nach außen den Erfolgreichen geben aber wissen, dass es in Wirklichkeit nicht so ist.
Würden sich manche Manager - und alle nachrangigen Führungskräfte, die sie imitieren -  nicht schon damit etwas leichter tun, sich nicht als die Alleskönner und Makellosen hinzustellen? Selbstkritisch zu sein und Reflexion bei sich und auch den Mitarbeitern zuzulassen. Und ggf. auch die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen. Wenn man in der Lage ist, eigene Fehler einzugestehen, kann man auch mit den Fehlern anderer angemessener umgehen. Selbstdarstellung bringt immer auch den Druck mit, dem Bild, das man vermitteln möchte, auch gerecht zu werden. Je weiter die Darstellung von der Persönlichkeit entfernt ist, desto höher wird auch der Druck.



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