Montag, 8. April 2013

Gibt es eine gerechte Bezahlung?

Auf einer Seite im Wirtschaftsteil einer Tageszeitung im März ein großer Artikel zu der Frage, ob Manager zuviel verdienen und eine kleinere Notiz zu einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes, dass Frauen 22% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Der Artikel über die Managergehälter war natürlich garniert mit einem Großphoto von Herrn Winterkorn. Ebenfalls im März erschien auf den Sportseiten eine Verdienstrangliste der Formel 1 Fahrer. Hieraus ging hervor, dass Herr Vettel mit 22 Mio. im Jahr an dritter Stelle steht.
Allein die medial vermittelte Diskussion um Entlohnung gibt schon einen Eindruck davon wie schwer die Frage nach gerechter Bezahlung zu beantworten ist. Das Thema Managergehälter wird mit großem Aufwand und ebensolchen Worten diskutiert. Die 14,5 Mio. von Herrn Winterkorn sind sogar der Tagesschau einen Bericht wert. Auch Politiker und Kirchenfunktionäre geben dazu ihre meist verurteilenden Kommentare ab.
Die 22 Mio. von Herrn Vettel - nicht mal Herr Winterkorn kommt da ran - sind keine Aufregung wert. Dass Rennfahrer viel verdienen ist bekannt und gehört offensichtlich zum Glamour der Branche. Aber welche Entlohnung ist gerechter: die von Winterkorn, der ein einen großen Konzern lenkt oder die von Vettel, der ein schnelles Auto im Kreis rum lenkt? Die Einschätzung wann eine Bezahlung gerecht ist, wird sehr stark vom subjektiven Empfinden beeinflußt. Am direktesten, wenn es um das eigene Gehalt geht. Werde ich für meine Leistung und meine Erfahrung angemessen bezahlt? Liege ich im Vergleich zu meinen Kollegen richtig?
Wenn ich diese Fragen verneinen muss, fühle ich mich ungerecht bezahlt. Auf dieser Ebene muss auch das Streben nach gerechter Vergütung anfangen. Vergleichbare Tätigkeiten müssen auch vergleichbar bezahlt werden, egal, ob sie von einem Mann oder einer Frau ausgeübt werden. Hier haben gerade wir in Deutschland ein bewährtes Instrument, das leider im Laufe der letzten Jahre zunehmend an Bedeutung verloren hat, den Tarifvertrag. Ein Tarifvertrag ist eine gute Basis für eine als gerecht empfundene Bezahlung.
Ein Tarifvertrag legt auch einen branchenbezogenen Mindestlohn fest. Denn ein Einkommen, das keine ordentliche Lebensführung sichert, kann nicht gerecht sein.
Es kann auch nicht gerecht sein, wenn Männer und Frauen für eine vergleichbare Tätigkeit unterschiedlich bezahlt werden. Allerdings wird diese Diskussion nicht differenziert genug geführt. Hier muss ich zunächst wirklich die Bezahlung vergleichbarer Tätigkeiten betrachten. Der generelle Unterschied in den Einkommen von Männern und Frauen ist ja auch auf die Auswirkungen der immer noch bestehenden Rollenfestlegungen zurückzuführen. Frauen arbeiten mehr Teilzeit, pausieren aus familiären Gründen und erleiden dadurch auch Nachteile in der Einkommensentwicklung.
Berechtigt ist es sicher auch den Einkommensunterschied zwischen Herrn Winterkorn und seinem Kollegen am Band als ungerecht zu empfinden. Aber offensichtlich bewirkt die öffentliche Diskussion hier ja Korrekturen. Aber sollen Gehälter gedeckelt werden? Und wenn, warum dann nur die von Managern und nicht die von Formel 1 Fahrern? Hier kommen wir in ein, nach meiner Ansicht, gefährliches Fahrwasser. Soll man wegen einiger begrenzter Auswüchse eine "planwirtschaftliche" Regelung einführen? Wer will sich anmaßen zu definieren, wo eine akzeptable Obergrenze für ein Einkommen liegt? Wäre damit schon Gerechtigkeit hergestellt?
Es gibt kein objektives Mass für eine gerechte Entlohnung. Aber das ist keine Rechtfertigung sich nicht um Gerechtigkeit zu bemühen. Es gibt genügend Kriterien, die es ermöglichen eine als gerecht empfunden Bezahlung anzustreben und auch zu erreichen.



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