In den letzten Tagen sind mir gleich zweimal in Zeitschriften Berichte über Führungstrainings mit Pferden untergekommen. Dabei beschrieben die Trainerinnen vor allem die Sensibilität der Tiere im Hinblick auf das Verhalten der Menschen, die mit ihnen umgehen. Wer einmal mit Pferden zu tun hatte, weiß, dass sie sehr unmittelbar reagieren und ihre Führungsperson sehr wohl spüren lassen, ob sie folgen wollen oder nicht.
Taugen sie aber deshalb als "Sparringspartner" für Führungstrainings?
Drei Anmerkungen dazu:
In einem solchen Training hat man es in der Regel mit einem einzelnen Pferd zu tun. Ich muß ein Pferd dazu bringen mir zu folgen. Das mag aus didaktischen Gründen noch sinnvoll sein, um gewisse individuelle Aspekte des eigenen Verhaltens zu reflektieren. In der Führungsrealität habe ich es meistens mit mehreren Individuen mit unterschiedlich ausgeprägten Persönlichkeiten zu tun, die ich situativ und oft parallel differenziert führen muß.
Ein wichtiges Element von Führung ist Sprache. Natürlich wird auch Pferden zugeredet aber sie können nicht antworten, nur durch ihr Verhalten reagieren. Das ganze Spektrum des argumentativen Umgangs mit Mitarbeitern, verbale Kritik, Anerkennung, Wertschätzung kann im Training mit Pferden nicht vermittelt werden. Pferde werden "mit der Hand" geführt. Sie nehmen also nur einen sehr eingeschränkten Teil der ganzen Bandbreite von Führungsverhalten wahr.
Der für mich wesentlichste Aspekt liegt allerdings in der Frage, welche Grundhaltung zur Führung hier zum Ausdruck kommt. Es ist beim Umgang mit Pferden vor allem der einer ausgeprägt direktiven Beeinflussung,
symbolisiert durch Instrumente, die direkten körperlichen Einfluß ausüben: Zügel und Peitsche. Eine nicht folgsame Reaktion des Tieres soll möglichst unterbunden werden. Kritik - siehe oben - ist erst gar nicht möglich. Gewiss soll auch die Beeinflussung des Tieres mit Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Geschöpf erfolgen, andererseits ist aber auch der Übergang zur Dressur fließend.
Für mich kann also in einem Training mit Pferden nur ein sehr kleiner und eingeschränkter Teil von Führungsverhalten reflektiert und "geübt" werden. Der Transfer in den Führungsalltag ist dadurch nur bedingt möglich. Vor allem aber auf Grund des letzten Gesichtspunktes von mir keine Empfehlung.
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