Arbeitszeit ist ein vernachlässigtes Führungsthema
In der aktuellen Vorwerk-Familienstudie geben 29 Prozent der Befragten an, nach Feierabend für Vorgesetzte, Kollegen und Kunden ansprechbar sein zu müssen (zit. nach Mannheimer Morgen vom 13.9.2012). Leitende Angestellte sind naturgemäß davon stärker betroffen als Facharbeiter.Damit weist die Studie auf die zunehmende Belastung durch die Arbeit hin und vorallem darauf, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit fließend geworden ist.
Nur, muß das wirklich immer so sein? Ist es wirklich nicht möglich sich dieser Erreichbarkeit zumindest teilweise zu entziehen? Insbesondere einem Leitenden Angestellten sollte man zutrauen, dass er so souverän ist, in der Freizeit sein Handy abzuschalten. Den jungen EinsteigerInnen, die sich noch stark unter Erfolgsszwang sehen und sich profilieren wollen, kann man nachsehen, wenn sie noch nicht den Mut haben sich persönliche Freiräume zu reklamieren - aber gestandenen Leuten oder gar Managern? Ich beobachte vielmehr, dass lange Arbeitszeiten und ganz besonders permanente Erreichbarkeit zu einem Statussysmbol geworden sind.
Ich bin wichtig, ich werde gebraucht. Es macht natürlich auf die Miturlauber nachhaltigen Eindruck, wenn im Urlaub am Pool unüberhörbar das Handy klingelt und sie mitbekommen, dass der Liegennachbar offenbar aus seinem Büro angerufen worden ist. Auch in Besprechungen kommt es gut an, wenn man permanent auf I-Pad oder Laptop schaut und zwischendurch seine mails bearbeitet. Wenn sich dann noch das höflicherweise lautlos gestellte Handy meldet und man mal kurz vor die Tür geht, um die anderen nicht zu stören, hat man seine Wichtigkeit eindrucksvoll demonstriert.
Kann man unter diesen Bedingungen ergebnisorientierte Besprechungen führen? Führt dieses Multi-Tasking zu effizienter Nutzung der Arbeitszeit?
Aber auch diejenigen - insbesondere Führungskräfte - die abends oder am Wochenende noch beruflich den Mitarbeiter oder Kollegen anrufen, sollten sich fragen, ob dieser Anruf oder diese mail jetzt zu diesem Zeitpunkt sein muß oder ob das nicht auch am nächsten Tag noch erledigt werden kann. Oder ob die Aktion vielleicht sogar die Folge eigener schlechter Zeitplanung ist.
Es gibt zahllose Bücher und Seminare zum Zeitmanagement aber eine nachhaltige Wirkung in der täglichen Arbeit scheinen sie nicht zu haben.
Ganz übel ist es natürlich, wenn über Arbeitzeit Druck ausgeübt wird, was oft auch sehr subtil geschieht.
Der flapsige Spruch: "Arbeiten Sie heute nur halbtags?", wenn der Mitarbeiter um 17 Uhr geht, ist manchmal nicht nur ein Scherz. Leider trifft man bei Fünrugskräften immer noch auf den Glauben, dass Arbeitzeit ein Maß für Leistung ist. Je länger jemand am Schreibtisch sitzt, desto fleißiger ist er.
Es ist also eine elementare Führungsaufgabe mit der eigenen Arbeitzeit und mit der der Mitarebiter verantwortungsvoll umzugehen. Nur - wer das bei der eigenen Zeit nicht packt, der nimmt auch keine Rücksicht auf die Mitarbeiter. Wie heißt es immer so schön in Nachrufen: Was er von seinen Mitarebeitern forderte, forderte er auch von sich selbst.
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