Sonntag, 7. Februar 2021

Stakeholder Value statt Sharholder Value

Ist das realistisch?

"Das Paradigma unseres Wirtschaftens wandelt sich vom Shareholder- zum Stakeholder-zentrierten Denken." (www.hrm.de, 29.1.) Sätze wie diesen, liest man derzeit häufiger. Auslöser für diese Träumereien ist Corona. Anscheinend lösen all die negativen Folgen der Pandemie Sehnsüchte nach einer besseren Zukunft aus. Wenn die Krankheit vorbei ist, wird auch vieles Andere besser. "Die Corona-Pandemie bietet uns die Chance, alte Übereinkünfte neu zu verhandeln und uns zu fragen: Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten?" Aber haben wir diese Chance nicht immer? Warum sollte sie ausgerechnet jetzt mehr genutzt werden.
Man sollte als Gradmesser die Situation in den Fleischfabriken nehmen. Sie werfen ja nicht nur ein trübes Licht auf aktuelle Arbeitsverhältnisse sondern spiegeln auch Konsum- und damit Lebensgewohnheiten.
Oder wir hören von dem auf  'Freiwilligkeit' beruhenden Personalabbauprogramm eines Textilfilialisten, in dem die Beschäftigten dezent angesprochen werden, sie sollten doch besser gehen. Gerade wird über Umfrageergebnisse berichtet, die aussagen, dass viele Unternehmen nach dem Shutdown ihre Beschäftigten wieder aus dem Home Office ins Präsenzbüro zurückholen wollen. 
Man sollte an diesen Beispielen sehen, dass sich die Veränderungsgeschwindigkeit mancher Lebens- und Arbeitsverhältnisse in Grenzen halten wird. Revolution wird es nicht geben, sondern Evolution, wie immer. Gewiss, manche Entwicklungen werden beschleunigt. Aber ein Grundprinzip wirtschaftlicher Aktivität wird erhalten bleiben, das der Gewinnerzielung. Das muss nicht negativ sein, aber es wird für viele immer auch Profitsteigerung oder gar Maximierung bedeuten. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Erzielung von Gewinn immer Vorrang vor anderen Stakeholderinteressen haben wird. Wollte man das wirklich umdrehen, kommt sofort der Satz: 'Ohne Gewinn können wir die Interessen der Stakeholder gar nicht bedienen.' Nun ist dieser Satz auch nicht falsch. Die Wahrheit zeigt sich dann, wenn es an die Aufteilung des Gewinns geht. Und da brauchen wir auch nur auf die Steuervermeidungsstrategien einiger gut verdienender Unternehmen zu schauen.
Diese Zeit verführt zu großen Sprüchen. Dagegen gibt es leider keinen Impfstoff. Wir können uns nur selbst schützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen