Die heile Welt der Managementtheorien
Wenn man die Berichte über die Zustände in den Schlachtbetrieben liest, muss man sich fragen, welche Wirkung haben all die unzähligen, wohlklingenden und gut gemeinten sogenannten Managementtheorien und daraus abgeleitete Ratgeberveröffentlichungen. Und man muss feststellen, dass viele dieser Verlautbarungen, insbesondere, wenn es um die 'neue Arbeitswelt' geht, von einer unglaublichen Realitätsferne gekennzeichnet sind. Beispielsweise das immer wieder zu hörende Märchen von der Digitalisierung, die uns von Routinarbeiten entlastet und uns Zeit und Raum für mehr Kreativität ermöglicht, erscheint vor dem Hintergrund der Situation in den Schlachthöfen vollends wie blanker Hohn. Würde man dieses Gerede von einer 'linken' Position aus betrachten, könnte man es als geschickte Ideologie zur Tarnung kapitalistischer Arbeitsverhältnisse einordnen.
Was sind diese Arbeitsverhältnisse anderes als Ausbeutung? Natürlich geht es um die Versorgung mit Fleisch wie Herr Th. gerne betont, aber unter der Vorgabe maximaler Profiterzeugung. Der Profit ist immer noch das letztendlich entscheidende Kriterium. Er bestimmt das Maß der Mitarbeiterorientierung.
Wenn das Ergebnis nicht mehr stimmt, steht der Mitarbeiter im Mittepunkt der Kostenreduzierung bis hin zum Sozialplan. Davor ist sogar die stolze Lufthansa nicht gefeit.
Damit ich nicht missvertsanden werde. Ich halte es für legitim, dass jemand, der investiert dafür auch einen Ertrag haben will. Nur kann der nicht auf Kosten der Mitarbeiter und auch der Kunden maximiert werden.
Was ist mit den sogenannten Managementtheorien? Soll man es besser bleiben lassen? Keineswegs, die Auseinandersetzung über Führung ist absolut notwendig. Nur muss sie fundiert und kompetent sein.
Es ist überflüssig und unsinnig windige Trends in die Welt zu setzen oder alle paar Jahre eine neue Mode in die Welt zu setzen, die mit wohlparfümierter heißer Luft alte Ideen aufbläst. Insofern darf man sich nicht wundern, wenn die weitgehend wirkungslos bleiben, nicht nur in Schlachthöfen.
Derartigen Praktiken kann man nicht mehr mit guten Ratschlägen beikommen. Hier helfen nur noch gesetzliche oder tarifvertragliche Regelungen. Apropos: hier wäre eine gesetzliche Verpflichtung zum Tarifvertrag sinnvoll. Damit würde nicht nur das Entgelt geregelt, sondern auch die wichtigsten Arbeitsbedingungen.
Wer angesichts der Fleischerzeugungs- und Vermarktungskette in Deutschland noch vom ausgleichenden Markt redet, der muss in der Tat verblendeter Ideologe sein. Was natürlich nicht heißt, dass die Marktmechanismen vollständig außer Kraft gesetzt sind. Wir als Verbraucher können sie wirkungsvoll beeinflussen, indem wir weniger und besseres Fleisch essen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen