In der Krise zeigt sich die Wahrheit
Die Corona-Krise muss ja für vieles herhalten. Nicht wenige prophezeihen, dass sich vieles zum Besseren wandele. Wobei das, was für besser gehalten wird, natürlich vom jeweiligen Blickwinkel abhängt.
Im Online-Newsletter des Humanresourcesmanager preist ein gewisser Bodo Antonic die Pandemie als Chance für einen Turnaround. Unter seinen durchaus richtigen, wenn auch wenig überraschenden Ratschlägen, findet sich unter der Überschrift "Der Turnaround muss konsequent geführt werden" die Empfehlung: "Überhören sie Wehklagen und vergessen sie eine demokratisch verwurzelte Diskussionskultur." Fast müsste man Herrn Antonic dankbar sein für diese Offenheit. Ich habe mich an dieser Stelle immer wieder kritisch mit Demokratie in Unternehmen auseinandergesetzt. Sollte es wirklich funktionierende demokratische Prozeduren in unternehmerischen Organisationen geben, werden sie spätestens dann auf eine harte Probe gestellt, wenn eine Krise zu bewältigen ist. Personalmaßnahmen oder gar einen Personalabbau in einer demokratischen Meinungsbildung mit anschließender Abstimmung zu bewältigen, stelle ich mir schwierig vor. Abgesehen vom Zeitbedarf müssen Persönlichkeiten versammelt sein, die in der Lage sind, eine solche Diskussion unter - zumindest zeitweiser - Hintanstellung ihrer eigenen Interessen zu führen. Je größer und heterogener die Organisation ist, desto weniger dürfte das, durchaus verständlicherweise, der Fall sein.
Ehe man also über mehr Demokratie in Unternehmen nachdenkt und vor allen Dingen redet, sollte man den Fall der existentiellen Krise durchspielen und fragen, ob das dann noch tragfähig ist. Im übrigen ist das immer eine sinnvolle Übung, auch wenn man nicht über Demokratie im Unternehmen nachdenken will.
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