Sonntag, 10. Mai 2020

Führungsprobleme in Corona-Zeiten

Ein Abteilungsleiter erfährt am Donnerstag, dass seine Abteilung ab kommenden Montag anstatt im Home Office wieder zu fünfzig Prozent im Büro arbeiten soll. Die Mitarbeiter haben nun Vorbehalte und befürchten wieder ein erhöhtes Infektionsrisiko. Der Abteilungsleiter selbst teilt diese Vorbehalte ebenso.

Zu fragen ist zunächst, wie kommt diese Entscheidung zustande? Wurde das 'von oben' so verfügt, oder gibt es betriebsbedingte Gründe dafür? Wenn ja, wurden diese den Führungskräften erklärt?
Sehr wahrscheinlich war das nicht der Fall, sonst hätte unser Chef die Möglichkeit gehabt, seine Bedenken vorzutragen.
Allerdings muss man auch einige Fragen an die Führungskraft stellen:
Wie hat sie die zurückliegende Zeit erlebt? Ist alles gut gelaufen? Wurde das Geschäft im Großen und Ganzen ordentlich abgewickelt?
Und die ganz wichtige Frage: Hat der Abteilungsleiter selbst sich denn Gedanken darüber gemacht, wie der Übergang in den 'Normalbetrieb' ausssehen könnte? Hat er darüber mit seinem Chef gesprochen? In der Phase der Home Office Arbeit sind bestimmt Erfahrungen gemacht wurden, die man in ein Konzept für zukünftges Arbeiten einfliessen lassen könnte.
So vorbereitet könnte man dann einer Unternehmensentscheidung begegnen und fundiert seine Interessen vertreten. Es kann natürlich auch sein, dass die Home Office Phase überwiegend negative Erfahrungen gebracht hat und dass es berechtigte betriebliche Gründe gibt, nun wieder verstärkt in der Firma präsent zu sein. Dann muss der Chef das auch gegenüber seinen Leuten vertreten.
Dann spielt es natürlich eine Rolle, welche Kultur herrscht in der Organsiation? Wenn der Vorstand 'verfügt', dass ab Montag wieder die Hälfte der Belegschaft im Büro sein muss, heißt das dann, dass alle die Hacken zusammenreißen und wieder an die Büroschreibtische eilen? Oder gibt es soviel Entscheidungsspielräume für die Führungskräfte, dass einer sagen kann, 'wir kriegen das auch hin, wenn nur ein Drittel im Büro ist.'
Nach meiner Erfahrung in Unternehmen gibt es diese Spielräume eigentlich immer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da jemand durchläuft und nachzählt. Wichtig ist, dass die Leistung stimmt. Und wenn das so ist, hat jeder Chef immer ein gutes Argument.

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