Das Silicon Valley zeigt auch hier, wie es geht.
Die Führungsmethode Objectives and Key Results (OKR) soll Mitarbeiter zu
nichts weniger wie Höchstleistungen führen. Das in US-amerikanischen
Tech-Unternehmen entwickelte Instrument arbeitet mit gewollt unrealistischen
Zielen, die ‚visionär‘ und auch durchaus abstrakt formuliert sein können. Die
nachgeordneten Abteilungen setzen sich ebenfalls daraus abgeleitete sehr
ehrgeizige Ziele und legen „eigenverantwortlich“ (HRMonline 5/20) konkrete „Key
Results“ fest,
mit denen dann gemessen werden kann, wie die Ziele erreicht worden
sind. „Die Grundidee dahinter:
Mitarbeiter aus der Komfortzone holen. Wer sich ehrgeizige Ziele setzt und den
eigenen Beitrag dazu penibel misst, der macht es sich nicht gemütlich. Und
erreicht so am Ende mehr, als er selbst für möglich gehalten hätte.“
So erwartet man bei dieser Methode von vornherein Zielerreichungsgrade zwischen 70 und 90 %. Wenn regelmäßig 100% erreicht würden, wären die Ziele zu lasch. 10% besser zu werden reicht nicht, sondern zehnmal besser soll es sein.
So erwartet man bei dieser Methode von vornherein Zielerreichungsgrade zwischen 70 und 90 %. Wenn regelmäßig 100% erreicht würden, wären die Ziele zu lasch. 10% besser zu werden reicht nicht, sondern zehnmal besser soll es sein.
Unter dem Deckmantel der Eigenveranwortung wird Leistungsdruck verinnerlicht.
Was passiert hier? Den Beschäftigten wird ein abstraktes, aber
anspruchsvoll formuliertes Ziel vorgegeben, dass noch mit dem schmückenden
Beiwort „visionär“ versehen wird. Daraus sollen sie für sich „in Eigenverantwortung“
konkret messbare Unterziele ableiten. Je ‚visionärer‘ das Oberziel formuliert
wurde, desto größer dürfte die Erwartung an die Mitarbeiter sein, für sich auch
entsprechende Ziele festzulegen. Die Ziele werden unternehmensweit
veröffentlicht und jeder kann sehen, wer wieviel erreicht hat und wer nicht. Damit wird jedem und jeder klar, dass alle ‚am gleichen Strang
ziehen‘. Dadurch, dass es keine individuellen Boni gibt, hat man auch gleich
den Effekt vermieden, der sonst üblicherweise entsteht, wenn aus abstrakten
Zielen konkret messbare entstehen sollen. Es werden nicht von vornherein schon
solche Werte vereinbart, die nachher auch für eine ‚garantierte‘ Übererfüllung
des Ziels sorgen. Den Mitarbeitern bleibt nichts übrig, als sich dem
Erwartungsdruck hinzugeben. So wird ihnen unter dem Deckmantel der
Eigenverantwortung der Leistungsdruck
gewissermaßen ‚verinnerlicht‘.
Um den Druck auf dem Kessel zu halten, sind die Vereinbarungszeiträume bewußt kurz gehalten. Statt für ein Jahr, wie in traditionellen Systemen üblich, werden die Ziele für drei Monate vereinbart.
Begründet wird das, mit der höheren Flexibilität.
Um den Druck auf dem Kessel zu halten, sind die Vereinbarungszeiträume bewußt kurz gehalten. Statt für ein Jahr, wie in traditionellen Systemen üblich, werden die Ziele für drei Monate vereinbart.
Begründet wird das, mit der höheren Flexibilität.
Dass in diesem Zusammenhang davon gesprochen wird, die OKR-Unternehmen
würden sich auf die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeiter verlassen, kann
man je nach Standpunkt schon als Zynismus bezeichnen. So macht auch
schon ein Subtitel aus dem zitierten HRM-Artikel keinen Hehl daraus, um was es
hier geht: „Mitarbeiter sollen alles aus sich herausholen.“
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