Das Handelsblatt ist der Meinung, dass es nun auf die richtigen Ziele ankommt.
Es ist zwar verständlich, dass man in derart unübersichtlichen Zeiten nach Zielen sucht, aber Unternehmen zu empfehlen, dass die richtigen Ziele bei der Krisenbewältigung helfen können, mutet schon etwas skurril an. Einen derart überflüssigen Rat kann man nur mit überflüssigen Fragen beantworten. Welches Unternehmen hatte in seinen Zielvereinbarungen eine derartige Entwicklung vorgesehen ? Wie sähen denn in der aktuellen Situation die 'richtigen' Ziele aus?Nicht nur beim Handelsblatt fällt auf, dass immer noch von Zielgrößen und verläßlichen Plänen geredet wird.
Das kann man in der Tat nur mit Psychologie erklären. 'Wir machen jetzt einen Plan, nachdem wir möglichst schnell aus der Situation wieder raus kommen.' Hauptsache wir haben eine schöne Excel-Tabelle auf dem Schirm, die uns eine Nacht einigermaßen ruhig schlafen läßt. Das gibt uns wenigstens kurzzeitig Halt und gaukelt uns Orientierung vor. Der Vorteil von Excel liegt ja auch darin, dass man die Zahlen ohne großen Mühen wieder verändern kann.
In der Politik hat sich mittlerweile die Devise "auf Sicht fahren" eingebürgert. Die Unternehmen, die von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind, können doch nur ein 'Ziel' haben: möglichst schnell und unbeschadet aus der Krise wieder herauszukommen. Und dieses 'möglichst schnell' können viele noch nicht einmal beeinflussen.
Die Unternehmen, die noch Zielvereinbarungssysteme haben, sollten die Gelegenheit nutzen, diese auf den Prüfstand zu stellen. Für dieses Jahr können sie die eh vergessen.
Stattdessen sollten sie mit ihren Führungskräften und Mitarbeitern trainieren, Sensibilität für Entscheidungshorizonte zu entwicklen. Wie lange kann ich aus heutiger Sicht überblicken? Und wenn der Entscheidungshorizont nur eine Woche reicht, kann ich nicht so tun, als treffe ich eine Entscheidung für die nächsten sechs Monate. Das entbindet natürlich nicht von der Frage: Welche Auswirkungen hat meine Entscheidung möglicherweise? Nur, wenn ich diese Frage nicht beantworten kann, muss ich die Entscheidung trotzdem treffen. Dann nützt es auch nichts, eine Projektgruppe zu gründen, die das Thema nochmal 'gründlich ausleuchtet'.
Es gibt Entscheidungssituationen, die werden auch nicht besser, wenn mehrmals vor und zurück diskutiert wird. Es geht nur Zeit verloren - und das ist dann oft schon der erste Fehler.
Dazu gehört aber auch - und das ist ganz wichtig - den Beschäftigten (oder Betroffenen) zu vermitteln, dass diese Entscheidung möglicherweise nächste Woche wieder korrigiert werden muss.
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