Mittwoch, 3. April 2019

Noch einige Klischees zur Digitalisierung gefällig?

Wir müssen unsere Beschäftigungsfähigkeit über die gesamte Berufslaufbahn auf dem neuesten Stand halten.

Arbeit und Lernen werden immer mehr eins werden.

Ganz wichtig sind gemischte Teams aus allen Fachrichtungen.

Führungskräfte moderieren Prozesse und agieren als Trainer, um das Lernen ihrer Kollegen zu begleiten. Die Führungsrolle wird sich nicht mehr über die fachliche Kompetenz definieren, sondern darüber, wie sie Teams zusammensetzt, die gut zusammenarbeiten.

Der größte Stolperstein ist, zu wenig zu kommunizieren.

Wir werden in Bezug auf Zeit und Ort noch flexibler arbeiten.

Die herkömmliche Erwerbstätigkeit wird sich immer stärker auflösen.

Wir werden häufiger wechseln zwischen freiberuflichen Arbeiten und festen Anstellungen. 


Eine Aussage als Klischee zu bezeichnen, bedeutet nicht, dass sie falsch ist. Ein Klischee ist etwas, was immer wieder verwendet wird. Von daher ist es nicht geeignet, komplexere Phänomene zu erklären. Und Digitalisierung ist ohne Zweifel etwas Komplexes. Man kann ihre Wirkung kaum erfassen, erst recht nicht prognostizieren, wenn man die ewig gleichen Statements wiederholt.
Die oben zitierten Sätze stammen alle aus einem Interview mit einem Mitarbeiter eines großen Personaldienstleisters.
Dass ein solcher gerne den Vorhersagen von der zunehmenden Flexibilität von Arbeitsverhältnissen folgt, darf nicht verwundern. Es gehört auch mittlerweile keine allzu große hellseherische Fähigkeit mehr dazu, festzustellen, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit immer mehr verwischen. Dann muss man aber auch sagen, dass es immer noch genügend Tätigkeiten gibt, die auf verläßliche Zeiten und Orte angewiesen sind. Und was wollen die Beschäftigten? Es wird sicher auch in Zukunft den ein oder anderen hochqualifizierten Wissensarbeiter (m/w/d) geben, der vielleicht eine Familie gründen oder sonstwie seßhaft werden will. Ich wiederhole hier meine These, dass im War for Talents gerade die die Nase vorn haben werden, die verläßliche und attraktive Arbeitsbedingungen bieten.
Wenn man einige dieser Aussagen liest, könnte man meinen, Digitalisierung bringe nichts Neues. Sie begleiten technischen Fortschritt schon so lange, wie es ihn gibt. Dass die Führungsrolle sich nicht mehr über fachliche Kompetenz definiert, wird schon seit Jahrzehnten proklamiert. Und es hat in diesem Punkt sicher auch eine Entwicklung gegeben.
Es ist dringend geboten, die aktuelle Situation in der Arbeitswelt unvoreingenommen zu betrachten.
Mit allem, was positiv wahrzunehmen ist, aber auch dem, was kritisch zu sehen ist. Auf der Basis einer nüchternen Analyse kann man dann mögliche Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit von Morgen diskutieren. Das gebetsmühlenartige Wiederholen von Klischees bringt nicht weiter.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen