Es ist einer von tollen, neuen Jobs, die durch die Entwicklung der KI entstehen.
Ebenso wie Konnektoren, Traffic-Manager oder Achtsamkeitsagenten. Jedenfalls sieht das der Trend-Guru Matthias Horx so. (ZEIT Nr. 45, 31.10.) Was immer diese Leute machen werden, "es sind sozial wirksame Berufe". Sie sind das Sinnbild dafür, dass "die kommende Arbeitsgesellschaft zu einer humanen..." transformiert wird. Für Horx ist klar, dass "über kurz oder lang ...die künstliche Intelligenz dazu führen (wird), dass wir uns vom Joch industrieller Lohnarbeit und ihren funktionalen Zwängen emanzipieren können."In dem Artikel warnt er vor zuviel Angst vor der künstlichen Intelligenz. Die Debatte sei so "vollgestopft mit Klischees, Ängsten und Mißverständnissen.." Und er selbst trägt mit dazu bei. Er strickt kräftig mit an den Klischees und Mißverständnissen. Zwar erzeugt er keine Ängste, dafür übertüncht er die Zukunft mit kitschig rosaroter Farbe. Genauso wenig empirisch fundiert, wie die Bedenkenträger.
Woher nehmen diese Propheten eigentlich die Gewißheit dass die technologische Entwicklung quasi automatisch zu einer humaneren Arbeitswelt führt? Anstatt nur in die Zukunft sollten sie ausnahmsweise einmal mit etwas mehr Demut in die Vergangenheit schauen. Eines der Klischees, die immer wieder im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz zu hören sind, ist der Spruch, dass wir von Routinetätigekeiten befreit werden und damit mehr Zeit für kreative Jobs haben. In diese Kerbe haut auch Horx. Dabei ist es eine stehende Erfahrung, dass durch technischen Fortschritt bedingte Produktivitätsgewinne möglichst abgeschöpft werden, um eine Produktivitätssteigerung zu erreichen. Dass finden wir auch aktuell immer wieder bestätigt. Die Leistungsverdichtung nimmt eher zu. Und ob die sich auflösende Trennung zwischen Arbeits- und Privatsphäre zur Humanisierung beiträgt, kommt auch auf den jeweiligen ideologischen Blickwinkel an. Wenn im Laufe der industriellen Entwicklung Humanisierungsfortschritte erzielt wurden, war das nie allen dem technischen Fortschritt zu verdanken, sondern sehr viel mehr "politischer" Aktivität - Stichwort "Arbeiterbewegung".
Herrn Horx und seinen Kollegen sei als Kontrastprogramm mal wieder die Lektüre des Kommunistischen Manifestes von Karl Marx empfohlen. Mit dessen Gedanken kann man vielleicht auch einen differenzierteren Blick in die Zukunft gewinnen. Genauso wenig wie Ängste und Bedenken ist übertriebene Euphorie angebracht. Vor allem sollte man sich bewußt sein, dass die Komplexität der Entwicklung präzise Prognosen äußerst schwer macht.
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