Etiketten für Jugendgenerationen sind nicht zutreffend
Unter diesem Titel habe ich hier schon öfter gepostet. Nun wurden meine kritischen Äußerungen zu den vollmundig, plakativen Beschreibungen dieser sogenannten Generationen auch empirisch bestätigt. Der Soziologe Martin Schröder hat sich bisherige Studien zu dem Thema angeschaut und war "entsetzt, auf was für fragwürdigen Annahmen und Methoden die bisherigen Studien zu Generationen basieren" (zit. nach ZEIT Nr 47, 15.11.) Er weist darauf hin, dass man beim Vergleich der Einstellungen von Jugendlichen über Generationen hinweg keine statistisch relevanten Unterschiede findet. Wenn heutige Heranwachsende andere Einstellungen haben wie ihre Eltern, ist das kein neues Phänomen. Das traf schon auf die Jugendlichen in der Antike zu und wurde bereits zu dieser Zeit heftig kritisiert, wie wir ja wissen. Wenn diese Jugendlichen heute anders denken, wie die vor 20 oder 50 Jahren, dann liegt das auch daran, dass sich die Einstellungen in der Gesellschaft insgesamt geändert haben. Gerade dieser Effekt wird in vielen sogenannten Generationenstudien meist vernachlässigt. Auch Schröder kritisiert darüberhinaus, dass "die Formulierungen immer unglaublich schwammig" sind. Beispiel: "Die neue Generation sucht in einer unsicheren Welt einen sicheren Platz." Wer tut das nicht? Auch die ansonsten renommierte Shell-Jugendstudie nimmt er hier nicht aus und weist auf Widersprüche in deren Aussagen hin.Also, liebe KollegInnen vom Personalmarketing, hört nicht auf das Geschwafel von den neuen Generationen. Wenn Ihr glaubhaft rüberbringen könnt, dass im Unternehmen wertschätzend geführt wird, sprecht ihr alle potentiellen Bewerber treffsicher an. Eine Zielgruppe besonders zu betütteln ist angesichts des Nachwuchsmangels außerdem fahrlässig.
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