Sonntag, 1. Juli 2018

Ist das Anschreiben bei Bewerbungen überflüssig?

Viele Unternehmen verzichten mittlerweile auf Anschreiben.

Die Bahn verzichtet bei Azubi-Bewerbungen auf das Anschreiben, um die Bewerbung "möglichst einfach zu machen". Den Bewerbungsprozeß für die Bewerber und auch für das Unternehmen einfach, unkompliziert und vor allem schnell zu gestalten, ist ein sinnvolles Ziel. Und wer schon mal Azubi-Bewerber ausgewählt hat, weiß, dass deren Anschreibn meist stereotyp den Vorlagen der Berufsberatung folgen. Von Individualität kaum eine Spur. Darauf kann man getrost verzichten. Der Schüler, der mit sechzehn oder siebzehn Jahren die Schule verläßt, hat in der Regel auch "wenig zu bieten", was sich in einem Anschreiben darstellen ließe. Nur, wenn es doch notwendig sein sollte, auf Besonderes hinzuweisen, dann muss diese Möglichkeit auch gegeben sein. Ein Bewerberportal, das standardisiert nur bestimmte Daten abfragt, unterbindet jegliche Individualität. Auch das Argument, man lade die Bewerber ja noch zu einem persönlichen Gespräch ein, verfängt nicht, da der Algorithmus vorher schon etliche "aussortiert" hat. Hinzu kommt, dass beispielsweise auch die Bahn für bestimmte Jobs castingähnliche Gruppen-Schnell-Auswahlverfahren durchführt.
Offensichtlich scheint es einen, durch Nachwuchsmangel für bestimmte Jobs getriebenen, Trend zu geben, möglichst schnell möglichst viele Bewerber durch das Auswahlverfahren zu "baggern". Doch das ist noch nie eine gute Vorgabe für Personalauswahl gewesen. Leider merkt man die Folgen meist erst mit Verzögerung.
Auf traditionelle Anschreiben kann man in modernen Bewerbungsprozessen verzichten. Unternehmen, die in ihrem Bewerbungsportal nur dazu auffordern, eine herkömmliche Bewerbung hochzuladen, haben die Möglichkeiten dieser Technologie noch nicht erkannt. Was allerdings nicht auf der Strecke bleiben darf, ist die Möglichkeit für den Bewerber seine individuelle Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
Aber auch das schickste und komfortabelste Bewerbungsportal macht keinen Sinn, wenn der Bewerber dann wochenlang warten muss oder gar nichts mehr von seiner Bewerbung hört. Gerade auf dem Feld der Azubi-Bewerbung ist diese Unsitte verbreitet, am weitesten bei Handwerksbetrieben.

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