"Jedes Kind muss programmieren lernen!"
Das fordert Frau Leibinger-Kammüller in einem Interview in der letzten Ausgabe der ZEIT. "Wenn es viel mehr Drittklässler gibt, die Freude am Programmieren haben, gewinnen wir spätere Studenten der Informatik." So einfach ist das aus dem Blickwinkel einer Unternehmenschefin. Die armen Kleinen, kann man da nur sagen. Da bestätigen uns Bildungsstudien immer wieder Lese- und Rechtschreibschwächen von Grundschülern und nun sollen sie auch noch Programmieren lernen. Die Forderung von Frau L.-K. erstaunt uns um so mehr, als sie im weiteren Interview von sich sagt, sie sei in Mathe nicht begabt gewesen. Folglicherweise hat sie dann auch kein naturwisenschaftliches Fach sondern Literaturwissenschaften studiert. Und auch mit dieser Ausbildung ist sie heute eine erfolgreiche Unternehmensführerin. Das müsste ihr doch eigentlich zu denken geben.Können wir die Digitalisierung nur bewältigen, wenn jedes Kind Programmieren lernt? Bekommen wir dann sozusagen automatisch genügend Informatiker-Nachwuchs?
Es ist nicht jeder für naturwissenschaftlicher Fächer begabt. Wer sich sein Schülerleben immer mit Mathe quält, sollte möglichst nicht Maschinenbau studieren. Aber muss er deshalb vor der Digitalisierng kapitulieren?
Ich wiederhole hier meine Forderung: Überfrachtet die Schulen, insbesondere die Grundschulen nicht. Diese müssen den Schülern die Basics vermitteln, Lesen, Schreiben, Rechnen, sich in strukturierte Abläufe zu fügen, auf bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten zu konzentrieren, Aufgaben zu erledigen. Auch Fremdsprachen gehören nicht in die Grundschule. Und wer Freude am und Begabung fürs Programmieren hat, der kann es auch in der weiterführenden Schule noch lernen - fakultativ.
Womit sich dieSchule aber auseinandersetzen muss: wie kann sie den Umgang mit Komplexität vermitteln? Wie kann sie die Schüler darauf vorbereiten, dass es im Leben nicht immer nur geradeaus geht, dass es nicht nur schwarz oder weiß, links oder rechts gibt?
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