Freitag, 4. Mai 2018

Welt ohne Arbeit?

Die Diskussion wird von Schwarz- oder Rosamalern bestimmt.

Verfolgt man die aktuelle und teilweise sehr intensive Diskussion um die Zukunft der Arbeit (s. bspw. das aktuelleTitelthema im Wirtschaftsteil der ZEIT), scheint es vorwiegend zwei Alternativen zu geben: eine düstere, in der die "künstliche Intelligenz" den meisten die Arbeit weg nimmt und es nur noch eine Elite von hochbezahlten Spezialisten gibt, während das massenhaft gewachsene Proletariat um die wenigen noch verbliebenen, gering bezahlten Jobs buhlt. Diese werden über Internetplattformen vermittelt und sind auch nicht sozialversicherungspflichtig.
Demgegenüber werden gewöhnlich Einzelbeispiele von meist kleinen Unternehmen und Initiativen beschrieben in denen Alternativen zum sich ausbreitenden Digital-Kapitalismus gesehen werden. Dabei wird gerne eine romantische Stimmung in Kauf genommen, die die Sehnsucht nach der blauen Blume der selbstbestimmten und erfüllenden Arbeit wach hält.
Wie soll man sich in diese Diskussion einordnen?
Ein Blick in die Geschichte kann zur Gelassenheit verhelfen. Als James Watt die Dampfmaschine erfand, begann eine Industrielle Revolution mit dramatischen Folgen. Es war deshalb eine Revolution, weil die industrielle Produktionsweise damit überhaupt erst in Gang kam. Sie war völlig neu und traf auf gesellschaftliche und politische Strukturen, die darauf nicht vorbereitet waren.
Das ist heute anders. Zumindest auf Europa bezogen hat die industrielle Entwicklung keine Verelendung gebracht, ganz im Gegenteil. Wir haben mittlerweile Erfahrung im Umgang mit technologischen Entwicklungen und auch mit dadurch verursachten Krisensituationen.
Natürlich müssen sich auch die vorhandenen Instrumente und Strukturen, insbesondere auf politischer Ebene verändern.
Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass wir die Globalisierung annehmen. Das Konzept des Nationalstaates taugt nicht mehr zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Es braucht politische Rahmensetzungen um faire Arbeitsbedingungen zu garantieren. Da es schon auf dem nationalen Arbeitsmarkt keine gleichberechtigten Partner gibt, wird es sie international erst recht nicht geben.
Wie will man die "markt"-beherrschenden Internet-Giganten überhaupt zügeln, wenn nicht mit internationalen Regeln?
Wenn wir diesen konsequent globalen Ansatz mit den Erfahrungen paaren, die wir aus über zweihundert Jahren Industrialisierung gesammelt haben, dann sollten wir auch mit dem nächsten Technologiesprung fertig werden.
Wir sollten uns also weder den Schwarz- noch den Rosamalern anschließen und uns unvoreingenommen mit der Entwicklung auseinandersetzen.

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