Auf formale Qualifikationen verzichten.
Man braucht nicht für alles "Fachkräfte" - Hilft vielleicht auch gegen "Fachkräfte-Mangel"
In Deutschland ist eine formale Qualifikation - ein Zeugnis über einen Ausbildungsabschluss - in der Regel die Eintrittskarte für einen Job. Wer die Entwicklung in den letzten Jahren beobachtet hat, stellt fest, dass gerade in den sogenannten gewerblichen Berufen die Anforderungen in der Berufsausbildung in vielen Berufen gestiegen sind. Die Berufsbilder sind anspruchsvoller geworden. Als Folge davon wurden auch die Anforderungen an die Schulabschlüsse hochgeschraubt. Das wiederum führte dazu, dass die Hauptschulabsolventen, auch wenn sie in manchen Bundesländern mittlerweile anders heißen, in vielen Berufen nicht mehr oder nur schwer zum Zuge kommen.Nun sind in der Tat in vielen Tätigkeiten die Anforderungen durch die technologische Entwicklung gestiegen. Nehmen wir als Beispiel den guten alten Schornsteinfeger. Hier hat ein Hauptschüler heute keine Chance mehr.
Die Kenntnisse, die man in einer Ausbildung vermittelt bekommt, sind in der Regel breiter ausgelegt, als das, was man später in der doch spezialisierten Berusausbildung braucht. Manches liegt brach, stattdessen muss der Beschäftigte sich arbeitsplatzbezogenes Spezialwissen aneignen.
Die Halbwertszeit des Wissens und der Kenntnisse, die man sich in einer Berufsausbildung aneignet hat deutlich abgenommen. Das heißt, der einmal erworbene Ausbildungsabschluss muss immer wieder durch aktualisiertes Wissen und auch durch Erfahrung erneuert oder gar verändert werden.
Nun wird in vielen Bereichen über Fachkräftemangel geklagt. Im Bereich der Pflege alter und kranker Menschen wird gar von einem Notstand gesprochen. Könnte es hier nicht helfen, wenn man mehr Beschäftigte einstellt, die zwar nicht über die entsprechende Ausbildung verfügen, aber ansonsten über die Fähigkeit verfügen mit Alten und Kranken umzugehen und die passende Einstellung zu diesem Beruf mitbringen? Gewiß kann in einem OP keine angelernte Hilfskraft assistieren, aber es gibt in der Pflege genügend Tätigkeiten, für die man nicht unbedingt eine dreijährige Ausbildung braucht. Ich rede dabei nicht nur von der Essensausgabe und dem Bettenmachen. Was ein Pflegeroboter können soll, kann eine angelernte Kraft sicher. Allerdings sollte die dann auch nicht mit einem Mindestlohn abgespeist werden. Und mit Training on the job und berufsbegleitenden Ausbildungsmassnahmen könnte man diese Beschäftigten weiterentwickeln.
In der Gastronomie ist es schon lange üblich mit Angelernten zu arbeiten.
Es wäre also mehr als eine Überlegung wert, sogenannte Mangelberufe darauf abzuklopfen, für welche Tätigkeiten aus dem Spektrum des Berufes man wirklich eine formale Qualifikation braucht. Diese könnten dann von Angelernten ausgeführt werden - bei angemessener Bezahlung.
Bis die Roboter dann kommen und diese Jobs ersetzen, könnten wir aber schon mal einige aktuelle Beschäftigungsprobleme lösen.
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