Montag, 29. Dezember 2014

Veränderungen

Veränderungen sind in aller Munde. Change - am besten permanent - wird als Allheilmittel und als Prophylaxe gleichzeitig gegen die als immer schnelllebiger empfundene Umgebung gepredigt. Wenn sich alles um mich und die Organisationen herum dauernd verändert, müssen sich diese und ihre Beschäftigten mindestens in derselben Geschwindigkeit, am besten aber noch schneller, verändern. Aktiv reicht dann nicht mehr, proaktiv muss es sein. Der Jahreswechsel bietet sich an, über Veränderung nachzudenken. Dabei suggeriert er nur Veränderung. Die Jahreszahl ändert sich, sonst zunächst ersteinmal nichts. Alles bleibt beim alten, wie bei einem normalen Monatswechsel. Aber wenn das neue Jahr beginnt, meinen wir, etwas verändern zu müssen. Vorsätze werden gefasst, vermeintliche Verbesserungen in Angriff genommen. Ein symbolhaftes Datum wird zum Anlass für eine Veränderung genommen - nicht mehr die Verbesserung eines Zustandes selbst.

Ähnlich ist es in Organisationen. Wieviele Veränderungen werden initiert, weil verantwortliche Personen wechseln? Der neue CEO startet selbstverständlich ein groß angelegtes Reorganisationsprogramm unter einem schwungvollen Etikett. Der neue Abteilungsleiter ändert Abläufe, nicht ohne mit gespieltem Unverständnis zu fragen: wie man vorher nur so arbeiten konnte? Gewiss kehren neue Besen oft wirklich besser und entdecken Ecken, die aufgeräumt werden müssen. Aber die Frage, was kann ich an bestehenden und oft auch bewährten Abläufen verbessern, wird vielfach nicht gestellt.
In den vergangenen 25 Jahren meines Berufslebens in einem Unternehmen war ich selbst von 7 organisatorischen Änderungen betroffen, davon 3 großorganisatorischen, an einigen anderen qua Funktion beteiligt. Wenn ich aus der langfristigen Rückschau mit dem Blick auf die wesentlichen Unternehmenskennzahlen sagen sollte, ob das etwas gebracht hat, müsste ich ehrlicherweise mit Nein antworten. Allerdings muss man auch die Frage stellen, was wäre ohne diese Projekte gewesen? Seriös kann man diese Frage zwar nicht beantworten, aber möglicherweise wäre die Entwicklung dann kritischer verlaufen. Und in vielen Details sind aus diesen Veränderungen durchaus auch neue Prozesse entstanden, die länger Bestand hatten.
Vor kurzem hörte ich einen Manager eines Großkonzerns klagen, dass Veränderungsprojekte in immer kürzeren Abständen aufeinander folgen und dass dadurch auch Personalveränderungen bei Führungskräften
in immer kürzeren Fristen erfolgen. Eine erfolgreiche Arbeit sei immer weniger gewährleistet und auch kaum mehr feststellbar. Er steht mit dieser Klage nicht alleine. Der Begriff Change Management löst bei vielen allergische Reaktionen aus.
Es ist also schwierig mit den Veränderungen. Sie sind notwendig und die Menschen müssen sich ihnen öffnen, im privaten Leben wie im Job. Oft leisten sie aber Widerstand und wollen lieber beim Gewohnten bleiben. Um so weniger bringt Veränderung nur um der Veränderung willen etwas. Nur anders ist noch nicht originell. Wenn sie also abnehmen wollen, dann tun sie es nicht, weil Jahresanfang ist sondern dann wenn es wirklich notwendig ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start ins neue Jahr.

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