Oder: Führung wird an Details sichtbar
In einem ganz normalen Unternehmen unserer Tage, dessen Belegschaftsstrukktur durch eher höher qualifizierte Mitarbeiter gekennzeichnet ist, hängt in einem männerdominierten Bürobereich ein Cartoon mit eindeutig sexistischem Inhalt am Schwarzen Brett. (Es ist eigentlich verwunderlich, dass selbst im digitalen Zeitalter "Schwarze Bretter" noch existieren.) Da es dort hängt, findet es erfreulicherweise nicht die Beachtung, die derjenige, der es aufgehängt hat, sich wohl gewünscht hätte. Vielleicht hat es die für diesen Bereich verantwortliche Führungskraft auch noch nicht bemerkt. Was auch kein allzu positves Zeichen wäre, denn als Führungskraft sollte man wissen, was an den Schwarzen Brettern hängt. Wenn er es gesehen hätte, hätte er es sofort entfernen müssen - eine "sie" hätte es bestimmt getan. Das hat nichts mit Prüderie, Pingeligkeit oder überzogener politischer Korrektheit zu tun. Auch durch solche "Kleinigkeiten" wird ein Klima der Gleichberechtigung und vor allem der gegenseiteigen Wertschätzung zwischen weiblichen und männlichen Beschäftigten nicht gerade gefördert. Ein Chef muss auch in bisher möglicherweise männerdominierten Bereichen in solchen Fällen durch sein Verhalten eindeutig Stellung beziehen. Das muss kein besonderer demonstrativer Akt sein. Einfach entfernen, wenn er es bemerkt und in einer der nächsten Abteilungsrunden den freundlichen Hinweis geben, dass Schwarze Bretter eine andere Funktion haben als spätpubertäre Verahltensweisen zu befriedigen. Für Mitarbeiter gilt dasselbe. Man muss nicht gleich die Frauenbeauftragte oder den Betriebsrat informieren - ab in den Papierkorb, das reicht.Wir haben in dem Unternehmen, in dem ich aktiv war, aus den Fertigunsgbereichen alle Pin-Up-Fotos entfernen lassen, da zunehmend Besucher, insbesondere solche aus anderen Kulturkreisen, daran Anstoß genommen haben. Auch bisher männlich geprägte Arbeitsbereiche müssen sich angesichts des Fachkräftemangels weiblichen Bechäftigten gegenüber offen sein und sie zu gewinnen versuchen. Da sind derartige Verhaltensweisen absolut kontraproduktiv.
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