Unter dieser Überschrift berichtet manager magazin online im Oktober über die Ergebnisse der HR-Trendstudie 2013 der Unternehmensberatung Kienbaum. Gefragt werden Personalverantwortliche welche Prioritäten sie in ihren Aktivitäten sehen. An erster Stelle steht, wie schon 2012, die Steigerung der Führungs- und Managementqualitäten. Das Thema Work-Life-Balance landet ganz unten auf der Skala, mit nur 1% der Nennungen. Auf dem zweiten Platz nennen die HR-Leute Change-Management.
Was ist daran bemerkenswert?
Die echte Sorge um die Work-Life-Balance der Mitarbeiter ist tatsächlich noch nicht in den Unternehmen angekommen. Aktuell scheint es tatsächlich noch mehr ein Modethema in den Medien sein. Die Vorzeigemodelle, über die berichtet wird, sind bisher noch Ausnahmen. Das bedeutet auch, dass die schlimmste Auswirkung einer nicht vorhandenen Work-Life-Balance, der Burn-Out, verdrängt wird, genau wie Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.
Ein alter Hut hat die höchste Priorität. Man kann das auch positiv sehen: endlich sehen die HR Manager, dass die Steigerung der Führungsqualität ein wichtiges Handlungsfeld ist. Nur, was verstehen sie darunter? In dem Artikel wird der Personalvorstand eines Einzelhandelsunternehmens zitiert, der Führungskräfte durch verschiedene Fachressorts rotieren läßt, weil Führungskräfte nur dann gut seien, wenn sie auch in anderen Fachgebieten Führungsstärke zeigen. Da schimmert die Jahrzehnte alte Klage durch, dass meistens die besten Fachleute befördert werden und dann im Karrierekamin nach oben steigen. Was aber verstehen sie wirklich unter Führungsqualität? Die kritisch-fundierte Diskussion, was Führung in der heutigen Zeit bedeuten könnte, wird durch eine solche schlagwortorientierte Befragung nicht beflügelt.
Das gilt in noch höherem Maße für das Thema Change-Management - einem der schillernsten Begriffe im Management-Sprech. Fragen sie die 114 Teilnehmer dieser Umfrage, was sie in ihrem Unternehmen denn unter dem Begriff Change-Management praktizieren. Sie werden eine ganze Menge verschiedener, verblüffender und sehr wahrscheinlich floskelhafter Antworten bekommen. Als gelernter Sozialwissenschaftler bin ich immer wieder erstaunt, mit welch empirischer Oberflächlichkeit derartige Studien arbeiten.
Aber Sorgen müssen wir uns wegen alldem nicht machen. HR-Leute sind clever. Die wissen natürlich genau, dass sich mit der Steigerung der Führungsqualität auch die Offenheit für die Work-Life-Balance und die Veränderungskompetenz verbessern.
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