Mit meinen Posts versuche ich zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Phänomen Führung beizutragen. Neben den Äußerungen zur Politik und von Politikern gibt es kaum ein Themengbiet, auf dem so viele Sprüche geklopft werden, wie auf dem rund um Manangementthemen. Welche Ansammlung von Worthülsen dort schon auf Halde liegt und mit immer wieder mit neu kreierten oder alten, wieder ausgegrabenen, ergänzt wird, erstaunt immer wieder neu. Noch mehr erstaunt, wie schnell und willfährig diese Schlagworte von den Managern aufgenommen und weiter verbreitet werden.
Bedauerlich ist es dann allerdings, wenn solche Schlagworte die Grundlage für ernst gemeinte und seriöse Untersuchungen - "Reports" - bilden. So führt die Unternehmens- und Personalberatung Hays jährlich einen "HR-Report" durch. Gemeinsam mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule Ludwigshafen - einem Institut dessen Arbeit ich mit hoher Wertschätzung gegenüberstehe - ,
wurden über 700 "Entscheider" in 2012 befragt, welche HR-Themen für sie die höchste Relevanz haben.
U.a. sollten aus einem vorgegebenen Katalog die wichtigsten Themen benannte werden.
An erster Stelle stand, mit deutlicher Zunahme gegenüber 2011, "Eine nachhatige Unternehmenskultur fördern". Ein schönes Beispiel für eines dieser Schlagwörter: Kaum ein Thema, dass heute ohne das Adjektiv "nachhaltig" auskommt. Nur, was ist jeweils damit gemeint? Was bedeutet "nachhaltige Unternehmenskultur"?
Wie will ich etwas fördern, von dem keiner so richtig weiß, was es ist? Aber es läßt sich trefflich vekaufen und plakatieren. Keiner würde dieser Forderung widersprechen, weil man es für etwas Positives hält. Und aus vollem Herzen kann man es dann zum wichtigsten HR-Thema ausrufen.
An zweiter Stelle wird immerhin genannt "Die bestehenden Mitarbeiter binden". Abgesehen von der sprachlich etwas unglücklichen Wendung, kann man sich darunter wenigstens etwas Konkreteres vorstellen.
An dritter Stelle kommt ein wirkliches Bonmot: "Die Führung im Unternehmen stärken und ausbauen".
Toll - dass endlich Führung gestärkt und ausgebaut werden soll. Nur hätte der Leser gerne gewußt, was denn hier gemeint ist. Haben die 714 Befragten ein gemeinsames Vertändnis von Führung? Wenn ja, wie soll sie gestärkt und ausgebaut werden? Unweigerlich kommt einem der Gedanke, es solle "härter" mit mehr Autorität geführt werden, mit dem Laissez-Faire solle endlich Schluß sein. Ist das gemeint? Wir wissen es nicht. Aber dem Statement haben die Entscheider fröhlich zugestimmt.
Diese Umfragen zeigen auch, dass Themen Moden unterworfen sind. Siehe das Stichwort "nachhaltig". In der Befragung ist bspw. die Aussage "Die demografische Entwicklung steuern" deutlich zurückgefallen.
Ist das Schlagwort "Demografischer Wandel" nicht mehr so in?
Allein diese eine Frage aus dem Report zeigt, wie Sprüche an Bedeutung gewinnen und wie sie dann verbreitet werden.
Eine tröstliche Information hat diese Umfrage dann doch noch hervorgebracht: Die Notwendigkeit neue Vergütungsmodelle aufzusetzen, hat weiter an Bedeutung verloren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen