Zu den gefestigten und unausrottbaren Gedankenlosigkeiten der Management-Leersätze gehört der Spruch , dass der Chef der Dienstleister seiner Mitarbeiter sei. Begründet wird er damit, dass der Chef die Bedingungen schaffen müsse, in denen seiner Mitarbeiter die bestmögliche Arbeit abliefern können. Das ist ohne Zweifel richtig. Das ist eine wichtige Aufgabe eines Vorgesetzten.
Doch was ist ein Dienstleister? Ein Dienstleister ist jemand, der auf Bestellung und nach den Vorgaben eines Kunden eine Leistung abliefert. Passt das auf die Beziehung Chef-Mitarbeiter? "Bestellen" die Mitarbeiter bei ihrem Vorgesetzten? Können sie, wie ein Kunde, ihren Dienstleister problemlos wechseln, wenn ihnen was nicht passt? Allein an diesen Fragen wird deutlich, dass es eigentlich umgekehrt ist. So trägt der Satz zu der Ideologie bei, dass Führung "partnerschaftlich", "kooperativ" sein soll. Dass ja eigentlich alle im gleichen Boot sitzen und als Team am selben Strang ziehen. Dass Führung, die sich so versteht, die bessere Führung sei.
Dabei vergessen dann manche Führungskräfte, besonders jüngere, überhaupt zu führen. Was soll denn der Chef machen, wenn er die Bedingungen, die die Mitarbeiter wollen, nicht "liefern" kann? Es kommt ja durchaus vor, dass Mitarbeiter Wünsche haben, die sich nicht realisieren lassen. Wass soll er tun, wenn Mitarbeiter, trotz passender Bedingungen, die Aufgabe schlecht oder fehlerhaft erfüllen? Kann er als "Dienstleister" seinen "Kunden" tadeln?
Führung besteht aus dem Spannungsverhältnis zwischen anordnen, vorgeben, korrigieren, tadeln und zuhören, andere Ideen zulassen, fördern, helfen, delegieren und loslassen. In diesem Spannungsverhltnis muss die Führungskraft Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
Darum ist Führung auch kein Kinderspiel.
Darum ist wahrscheinlich die Versuchung so groß dieses schwierige Phänomen in einfache Merksätze zu kleiden.
Darum versuchen sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, diese Gedankenlosigkeiten in Ihrem Arbeitsalltag zu vemeiden. Fallen sie als Chef ihren Mitarbeitern nicht mit diesen Sprüchen auf die Nerven und klagen sie als Mitarbeiter nicht vorschnell über Arbeitsbedingungen, die ihnen vielleicht nicht passen. Setzen sie sich zusammen, wenn sie den Eindruck haben, es passt etwas nicht und reden sie darüber. Dann haben sie schon einen wichtigen Schritt getan.
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